Marcel Fässler führt mit seinem kantigen Tenor durch den Wust dokumentarischen Materials. Am Ende klebt Blut an seinen Fingern. In der Panoramahalle auf dem Säntis-Gipfel tastet sich Regisseurin Hadziahmetovic an Hass und Aberglauben der Älpler heran. Hella Prokoph hat ein Bühnenbild geschaffen, das die bedrohliche Gebirgskulisse ebenso integriert wie folkloristische Fasnetskostüme. Mit der Südwestdeutschen Philharmonie verknüpft der musikalische Leiter Arne Willimczik die konträren Musikstile, die sich in ihrer innovativen Lust ergänzen. Nolders Naturjodler und Hackbrettklänge setzen Akzente in Schenkers traumatischer Partitur. Trotz starker Momente hat die Koproduktion der Komponisten etwas Fahriges.
Dass die ambitionierte Uraufführung dennoch unter die Haut geht, liegt auch am Charisma der Solisten. Jeannine Hirzels wachsweicher Sopran strotzt vor Sinnlichkeit. Mit seinem wuchtigen Bassbariton beschwört Johannes Schwärsky die Natur. Allerdings schwächt die Interpretationswut des Regieteams das ästhetische Konzept des internationalen Projekts: Ein politischer Erklärungsversuch des Doppelmords wirkt ebenso plump aufgesetzt wie die Stilisierung der Wetterwartsfrau zur Marienikone.