Mit der Brasilianerin Isis Calil de Albuquerque entwickelt sich Kriemhild von der kindlichen Schwärmerin zur zerstörten Witwe, deren Rachezwang in einem unglaublich-düsteren Solo nach der Pause Bild wird. Eine Bewegungsabfolge: der Griff zwischen die Schulterblätter (die Wunde, zuvor schon von der Siegfried-Kompanie eindrucksvoll kollektiv befühlt), doppelt-kreuzende Arme zur Waffe, ein verschrockenes Schütteln, und immer schneller rotiert ihr Kampf zwischen Verletzung, Schmerz und Rachedurst. Vergleichbar starker Moment ist die Wandlung Gunthers (Oliver Preiß), der vom geprügelten Gatten mit Siegfrieds Hilfe zum Sieger über die verprügelte Brünhilde (elektrisierend grazil: Urania Lobo Garcia) wird. Kampf- und Breakdance-Elemente vereinend, erhebt sich Gunther, leichtfüßig in wiederhergestellter Ehre und führt Brünhilde als gefügige Marionette davon.
Das Nibelungenlied endet im Gemetzel des Rachefeldzugs, weil auch Etzel Kriemhild nicht besänftigen kann. Mario Schröders plötzliche, verstörende Kriegsmetapher aus Tänzern in Camouflage-Outfits und rhythmisierten Busch-Zitaten zu Afghanistan endet erschreckend triftig: „Wer sich einmal für den Krieg entscheidet, kann keinen Frieden mehr finden.“