Foto: Zdenek Fibichs "Die Braut von Messina" am Theater Magdeburg. Lucia Cervoni (Donna Isabella) und Opernchor © Nilz Böhme
Text:Ute Grundmann, am 15. März 2015
Die Welt starrt vor Waffen. Maschinengewehre und Pistolen in den Händen von Männern in Tarnanzügen und Uniformen, jeden Moment zu Bedrohung und Angriff bereit. Eine Männer-Welt, in der sich Frauen entweder deren Anweisungen oder dem Schicksal zu ergeben haben. Vor diesem Hintergrund hat Schauspieldirektorin Cornelia Crombolz im Magdeburger Opernhaus „Die Braut von Messina“ des tschechischen Komponisten Zdenek Fibich inszeniert. Und so lassen sich die Chöre, die dieses Werk dominieren, einigermaßen sinnvoll einsetzen, mal als Leibwache, mal als Angreifer.
Das Libretto der 1994 uraufgeführten Oper schrieb Otakar Hostinský nach dem auch heute selten gespielten Drama „Die Braut von Messina“ von Friedrich Schiller. Es ist eine verwickelte Geschichte um die verfeindeten Fürstenbrüder César und Manuel, die sich in dieselbe Frau verlieben, ohne zu ahnen, dass es ihre Schwester Beatrice ist. Ihre Mutter hatte sie wegen einer tödlichen Prophezeiung in einem Kloster versteckt und lässt unwissentlich eben diese Prophezeiung wahr werden.
Für die späte deutsche Erstaufführung hat Marcel Keller eine Bühne aus hohen Wänden mit scheibenlosen Fenstern gebaut, deren Rückseite – ein Galeriegang mit Leitern – immer mal wieder hereingedreht wird. Eine Szenerie, so zeitlos wie die Kostüme: César mit Sonnenbrille und Lederjacke führt eine Truppe in Tarnfarben an, Manuel in grauer Uniform Soldaten in Schwarz.
Diese zwei Welten – hie Männer, dort Frauen – scheint sich schon in der kurzen Ouvertüre anzudeuten: Auf dunkle, mächtige Bläser folgen zarte Geigen und eine Harfe, beides verdichtet sich zu unheilvoller Musik, die das Ende anzudeuten scheint. So wie hier malt Fibich immer wieder Stimmungen, lässt die Musik dramatisch aufleuchten, auch wenn es nicht immer zur Szene passt. Und da sind die vielen effektvollen Szenen des Chores (Einstudierung Martin Wagner) mit Klage-, Trauer- oder Drohgesang. Allerdings weiß Crombholz mit der großen Sängerschar nicht immer etwas Sinnvolles anzufangen, reiht sie manchmal einfach auf.
Zwei Akte lang läuft die Handlung so vor sich hin, mit Höhepunkten eher musikalischer als szenischer Natur, bis sich dann im dritten Akt alles verdichtet. Da wandeln César und seine, wie er glaubt, Braut Beatrice auf dem schmalen Grat zwischen Ahnung, Verdrängung und Furcht, und sie taucht immer stärker in ihre Erinnerung ein. Und nachdem César seinen vermeintlichen Nebenbuhler, seinen Bruder, erschossen hat, erscheinen diesem Manuel eine schwarz verschleierte Braut und Gevatter Tod wie im Traum. Und auch hier, in der immer düsterer werdenden Musik, spielt die Magdeburgische Philharmonie unter Generalmusikdirektor Kimbo Ishii klar und schnörkellos, malt Stimmungen und Gefühle im romantischen Duktus, ohne zu dick aufzutragen oder zu verwischen.
Und trotz der beeindruckenden Beatrice von Noa Danon wird die Mutter, Donna Isabella, zum Mittelpunkt der Oper, Lucia Cervoni gibt ihr wunderbar Mutter-Freude, -Ängste, -Hoffnung und tiefe Trauer mit. Und Richard Samek als jüngerer Sohn César wandelt sich vom markigen über den lyrischen Liebes-Helden zur tragischen Figur, sehens- wie hörenswert.
Insgesamt eine achtbare Ausgrabung, ob aber Fibichs Oper häufiger gespielt werden wird als Schillers Drama, darf dennoch bezweifelt werden.