Große Nähe und Entfremdung
Die Einheit der Zwillinge wird in den beiden folgenden Erzählungen aufgelöst. Die Verlorenheit potenziert sich, wenn Lucas (Seán McDonagh) nun alleine in den Mauerresten haust. Claus ist über die Grenze ins Ausland verschwunden – noch in strenger Eintracht verstanden sich die zwei darauf, so hörten wir, den ihnen fast unbekannten Vater vorzuschicken, so dass der als Opfer einer Mine den Weg über die Grenze freimachte für den einen der Brüder. Im dritten Teil, wenn die Steinfragmente zu einer Struktur aus Grabsteinen oder Häusern geworden sind, scheitert das Wiedersehen der Brüder nach jahrelanger Trennung. Erkennt Lucas den anderen nicht, verleugnet er ihn? Oder ist das alles nur ein Traum gewesen, sind die Brüder eigentlich ein Mensch oder gar nur eine Metapher?
Ágota Kristófs Trilogie ist ein bedrückendes Werk zwischen Abstraktion und konkreter Geschichte, dessen Aussagekraft im letzten Jahr nicht eben schwächer geworden ist. Mina Salehpour und den beiden faszinierend miteinander harmonierenden Darstellern gelingt es eine Welt entstehen zu lassen, die wenig erfreulich ist – und die doch Menschlichkeit durchschimmern lässt und die dem Gespräch und dem Zuhören eine Bühne bietet.