Dass es auch anders geht, zeigt dann der Song „Omagh Town“, der auf einen Anschlag der IRA mit 29 Toten anspielt. Yulia Tsoi und Marat Ourtasev entfalten in einem eng geführten Duo ein dialektisches Geflecht zwischen Schutz- und Trostgesten und angedeuteten Aus-bruchsversuchen aus der Trauer. Das anschließende Frauenduo wiederum kombiniert über-zeugend die schnellen, sich kreuzenden Schrittkombinationen irischer Volkstänze mit klassi-schem Material zu einer fast abstrakten Textur. Doch solche Momente bleiben rar. Im zweiten Teil, wenn die Tänzer im Orchestergraben zwischen Guinessplakaten und Kerzen Platz neh-men, regiert schierer Populismus. Die Tanznummern laufen ab wie beim Karaoke in einem Pub und setzten auf vordergründige Komik, wenn die groß gewachsene Alena Gorelcikova und der kleine Denis Untila ein Liebesduett tanzen oder Nour Eldesouki sich nach klassischen Hebungen und Sprüngen seine Partnerin Ana-Carolina Reis als Paket unter den Arm packt. Hier erliegt dann die Choreografie vollends dem Obenflächenreiz des Kitsches und des Anek-dotischen. Anstatt die irische Seele hätte Cauwenbergh besser das Land der Iren mit der Seele suchen sollen.