Zu Beginn hat Europa-Braut Ines (Nathalie de Montmollin kämpft heroisch mit der schwierigen Partie) ihre Liebesbriefe an den fernen Bräutigam (Paul McNamara mit etwas angestrengtem Helden-Schmelz) zu Papierschiffchen gefaltet, am Ende sucht die konkurrierende Insulaner-Königin (zunehmend souverän und am meisten gefeiert: Karen Leiber) den Opfer-Tod unterm Drogen-Baum. An dieser Stelle würde es dann trotz aller inszenatorischen Kühl-Aggregate eigendynamisch schwülstig, hätte nicht Dirigent Enrico Calesso aus der Not des relativ kleinen Philharmonischen Orchesters die Tugend der erstaunlichen Kontrastschärfe gezaubert. Würzburgs jungem GMD gelingt mit einem ständigen Wechsel zwischen kammermusikalischer Melodienseligkeit und knallharter Eckpunkt-Dramatik der belebende, manchmal noch besser an seinen Händen als aus dem Graben erkennbare Klang, der alle auseinanderstrebende Kolportage energisch bündelt. Dass Ausstatter Jan Bammes mit Wende-Wänden wie aus der Turnhalle alles zwischen Ratssitzung und Schiffsrumpf stilisiert und dann die Insel fast realistisch zum Wellness-Tempel mit Industrie-Bedrohung macht, ist ein Zeichen dafür, wie schwer Meyerbeers letztlich unvollendetes Werk zu realisieren ist. Das Würzburger Premierenpublikum übersah die Holperstellen großzügig und war vom Emotions-Feuerwerk begeistert.