Der junge Regisseur Wilke Weerman eliminiert für die deutschsprachige Erstaufführung den Flughafenstrang und einige erotische Szenen, verwandelt den unbekannten belgischen Hofmann-Doppelgänger in einen Brandenburger und konzentriert so das so anregende wie überbordende Drama. Identitätskrisen verbunden mit Vermischungen aus darstellerischem Schein und Sein sind kein ganz neues Theaterthema; auch legt die Konzentration auf Hollywoodfilme nicht unbedingt eine Theaterfassung hierzulande nahe. Und doch gelingt Weerman und dem beeindruckenden Ensemble aus sechs Darstellerinnen und Darstellern mit Hilfe der Konzentration auf japanische Fremdheit ein sehenswertes Kammerspiel.
Mit künstlichen Plastikperücken betreten die Akteure die abgegrenzte Spielfläche um den Pavillon herum mit einem rituellen Hüpfer und spielen dort zerbrechliche Zombies. Das mag auf den ersten Blick an Bühnengestalten bei Herbert Fritsch oder Ersan Mondtag erinnern. Doch gelingen Regie, Bühnengestaltung und Ensemble das kleine Wunder, in dieser abstrusen Welt mit nur lose verbundenen Strängen bedrängte, anrührende Menschen zu zeigen. Besonders Artur Spannagel verbindet in der Rolle als Hoffman – alle Darsteller übernehmen diverse Rollen – eine schwergewichtige, ungelenke Figur mit einer spielerischen Leichtigkeit, die auf ein spannungsreiches Leben hinter den Masken schließen lässt.
Vor nicht mehr als 30 Zuschauern entwickelt sich also ein unterhaltsames Gruselkabinett aus menschlichen Puppen, das durch deren Verletzlichkeiten eine eigenwillige Schönheit entwickelt. Am Ende spannt eine etwas lang geratene Spielfilmeinspielung (Video: Christian Neuberger) alle Darsteller zusammen: Im tiefsten Kanada spielt ein Filmschauspieler im November den Weihnachtsmann für einen dem Tode geweihten Jungen und gerät dabei in Familienzwist im Nachbarhaus. Die Filmdarsteller um die wunderbar nervige Schwester (Eva-Maria Keller) betreten die Bühne und schauen sich selbst zu. Am Ende geht das Licht aus bei den Nachbarn, so heißt es im Film, und so geschieht es dann auch auf der Bühne in Kassel.