Zwischen menschengroßen, teils drehbaren Altmetall-Dosen (Bühne: Gabriela Neubauer) lässt Regisseur Robert Gerloff das fünfköpfige Mäuserudel temporeich und mit viel bedeutungsschwerer Gestik agieren: Das Wort „Katz“ wird mit panischem Zucken aller Mäuse untermalt, zum Lied „So zittern alle Katzen vor unsern Mäusetatzen“ gehen alle Pfoten gebieterisch an die Nase, auch verbal sprudeln historische Andeutungen ans NS-Regime („Bücher müsste man alle verbrennen!“). Das ist für die Jüngeren humoristisch verpackt und bleibt für alle doch bitter genug hängen.
Vor allem das famose Ensemblespiel und die liebenswerten Charaktere von Lillimaus (Eva Maria Schindele), der dicken Hermannmaus (Eduard Lind), Mäusejosef (Jonathan Gyles) und Mausephilipp (Noëmi Krausz) machen großen Spaß und beeindrucken mit ausgefeiltem Wortwitz und akrobatischen Klettereien in den genialen Jutesack-Mäusekostümen von Cátia Palminha. Den überaus starken Willibald gibt die zierliche Natalie Hanslik genauso agil und wortgewaltig, wie den Kasperl in Robert Gerloffs Inszenierung vom „Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“.
Und die speckschwartenschwere Moral von der Geschicht‘? „Erheben wir unsere Pfoten nicht gegeneinander, sondern reichen sie uns!“ Willibald kommt zur Vernunft, denn Lillis Lesefähigkeit rettet das Rudel vor einer tödlichen Mäusefalle…
Noch bis Ende August als Freiluftinszenierung zu erleben und im Anschluss im Jungen Schauspiel in der Münsterstraße. Empfehlung: schnell hingehen, so lange es noch geht!