Die Balance wird auch durch die Textfassung (Dramaturgie: Stefanie Oberhoff) herausgefordert. Denn natürlich will man auch mit „Puppen, Pop & Pudel“ – so der Untertitel – doch die Geschichte von „Faust I“ erzählen, von der Studierstube über den Osterspaziergang, der Spaziergang bei Frau Marthe in Andeutungen, die Vergiftung der Mutter bis hin zum Kerker mit allen einschlägigen Zitaten. Auch, wenn der Plot auf die Dreierbeziehung Faust, Gretchen und Pudel konzentriert wird, wobei der Pudel im letzten Viertel fast verschwindet, präsentiert sich der ganze Faust‘sche Kosmos; wenn auch holzschnittartig, manchmal nur als Spot. Dadurch, dass die Handlung ständig von den Spielern reflektiert wird, wird nicht nur der Abstand zwischen dem Gestern und dem Heute zum Thema, sondern zugleich auch überprüft, wie viel Pop ein Klassiker verträgt. Der Zugriff von Iris Keller ist erfrischend und unterhaltsam. Der Zuschauer wird mit der Frage konfrontiert: Was bedeutet denn Faust heute für mich? Wenn das keine gute Frage ist!