Im Handstand fühlt die junge Frau die beginnende Schwangerschaft besonders intensiv; als aber das Kind dann da ist, wirkt es wieder wie das sonderbar widerwärtige Geschenk vom Beginn, derweil das Paar auch wieder in den Kühlschrank schaut… All diese Schnipsel könnten eventuell Interesse erwecken, wie miniaturisiert und marginalisiert sie auch sein mögen – aber nie wird eine Art Motiv-Strang, nie wächst ein dramatischer Sog daraus. Benjamin Schöneckers Bühne ist immerhin ein kluger Denk-Raum: unter schräg nach hinten zulaufendem Dach scheint er wie auf Säulen zu ruhen, die gegen Ende umstürzen. Aber das Dach bleibt – wie ein Himmel.
Auf Dach und Säulen und Hintergrund liegt dauerhaft bedeutungsheischendes, aber letztlich belangloses Video-Geflimmer; auch im zweiten Teil: „Im Tal“. Jetzt geht es noch kryptischer zu – ein überlebendes Wesen irgendeiner letzten Apokalypse der Menschheit räsonniert noch einmal darüber, wie der finale Vernichtungsschlag erfolgt sein könnte; der letzte Gesprächspartner ist ein Schaf, das mit der Zeit allerdings zur letzten Ernährungsressource wird. Zwar mag auch diese Winzigkeit von Szene voller Anspielungen stecken (nicht nur im „agnus die“, im Lamm Gottes) – aber es fällt hier noch schwerer, auf Crimps Spur zu bleiben. Schon der Text gibt sich redlich Mühe, unzugänglich zu bleiben; und die Inszenierung unternimmt nicht viel, nicht damit und auch nicht dagegen. Zunehmend wirkt die Szenerie jetzt tatsächlich wie ein Himmel über Trümmern im Tal; und wie eingefroren – kein Zugang mehr, nirgends.
Sophie Hutter stemmt sich unter der Glatzen-Perücke des Atom-Opfers in diesen zweiten Teil; Klara Pfeiffer und (neu in Jena) Jan Hallmann sind zu Beginn immens beschäftigt mit dem anstrengenden Dauer-Wechsel von Klamotten und Haltung. Wie Ensemble und Regie Crimps Rätsel womöglich auch deuten könnten, bleibt vor lauter Überanstrengung unerzählt. Die nützliche Kulturreise, die die reisende Recherche-Gruppe um Kulturstaatsministerin Monika Grütters gerade in Deutsch-Ost unternimmt, machte in Jena Station, und das mutige kleine Theater freute sich. Aber ziemlich rat- und hilflos sind sie wohl alle geblieben.