Foto: "Comeback! Das Karl-Marx-Musical" in Plauen © Theaterfotograf Peter Awtukowitsch
Text:Ute Grundmann, am 4. November 2013
Karl Marx soll die (Geld-)Welt retten. Einfach, indem er als Wiedergänger auf Erden erscheint und den ganzen „kommunistischen Mist“ widerruft und schon ist die Welt der Banker und Boni wieder in Ordnung. So denkt sich klein Mäxchen die Lösung der Finanzkrise und so dachten sich das die drei Autoren des „Karl Marx-Musicals“, das im Vogtlandtheater Plauen uraufgeführt wurde. Tobias Künzel („Die Prinzen“) und die beiden Privatradio-Moderatoren Maximilian Reeg und Steffen Lukas haben Musik und Story ersonnen, die von Regisseur Volker Metzler mit viel Aufwand und eben so vielen Klischees auf die Bühne gebracht wurde.
Da kommt der Banker Acreman (Michael Schramm) mit güldenem Jogginganzug und dicker Zigarre daher, die er natürlich mit Pfundnoten anzündet. Töchterchen Jenny (Henriette Fee Grützner) barmt im goldenen Käfig und singt sich das Elend, dass Papi immer nur sein Geld sieht, aber nie ihr ins Gesicht, von der Seele. Doch zum Glück gibt’s ja den arbeits- und geldlosen Musiker Marc (Daniel Tille), der auf dem Friedhof hinterm Marx-Denkmal haust. Als die Bank in die Pleite schlittert, soll Marc zu Marx mutieren und die – heiter versungenen – Thesen einfach widerrufen. So will es Rasputin Mammonson (Daniel Koch), eine Art Kapitalist des Teufels.
Für diese ziemlich hanebüchene Story fährt Regisseur Volker Metzler auf, was das Theater hergibt: Chic gestylte Gogo-Girls tanzen auch auf dem Friedhof, jede Menge Statisten mimen die Masse Mensch. Mammonson kommt in teuflischem Rot daher, der überdimensionale Marx-Kopf ist natürlich dem Chemnitzer Denkmal (dem „Nischel“) nachempfunden und für die große Banker-Fete wird eine vierstöckige Banknoten-Torte reingefahren, aus der erst Revuegirls und dann ein Mann mit „Krise“-Schild steigen. Und selbst vor Bobbies in rosa Uniform-Tutu und mit „Tatütata“-Song schreckt die Inszenierung nicht zurück. Das alles spielt vor der hohen Fensterfassade der Bank (Bühne: Claudia Charlotte Burchard), hinter der hoch oben die Musiker unter Leitung von Ludger Nowak, der auch das Keyboard spielt, platziert sind.
Ebenso plakativ sind meist die Texte der Songs („Ich krieg die Krise mit der Krise, meine Bank macht nur noch Miese“), die entweder auf Klavier-Akkorde gegründet sind oder mit treibendem Gitarrensound daherkommen und sich im Laufe der zweieinhalb Stunden immer ähnlicher werden. Das ergibt insgesamt eine Art Wohlfühl-Pop, einen Formatradio-Hit-Sound, gerne auch zum Mitklatschen.
Und natürlich kriegt das Autoren-Trio irgendwie die Kurve zum Happy End: Mammonson stürzt als Pleitegeier ab, Banker-Papi kommt erst in die Zwangsjacke, dann zur Vernunft und macht aus dem Geldhaus ne Kneipe, die er mit Tochter und Schwiegersohn betreibt. Und Karl Marx streckt am Ende (uns) allen die Zunge raus. Ach ja.