Vertieft wird der getanzte Eindruck in der anschließenden Autorenrunde leider nicht. Vielmehr kreist die lebhafte Diskussion, abwechselnd moderiert von Jan Bürger (Deutsches Literaturarchiv) und der Frankfurter Kritikerin Beate Tröger, eher um literarische Fragen, vor allem aber um die nicht nachlassende Inspirationskraft des Dichters, die sich in dieser einmaligen „Hölderlinnacht“ gleich sechshaft beweist: Ferdinand Schmalz vertieft sich via Videobotschaft in das „Aorgische in Wien“. Jan Wagner sinniert über „hölderlins quitte“ oder macht aus „Belladonna, Digitalis“, Arzneien unter denen Hölderlin bei seinem Klinikaufenthalt zu leiden hatte, ein Gedicht in Form eines Anagramms. Monika Rinck wiederum gelingt mit ihrem Beitrag fast so was wie performative Poesie, während Dagmar Kraus aus dem Wortspiel Hoelderlin = Hirondelle ein Sprachkunstwerk der aberwitzigen Art herausarbeitet. Torch alias Frederik Hahn gibt sich hintergründig erheiternd, die Rapperin Lady Bitch Ray fragt, per Video zugeschaltet: „Sind wir nicht alle ein bisschen Hölderlin?“ Das ist auch Senthuran Varatharajah, der, erkrankt, nicht an der Veranstaltung teilnehmen kann: Wörter schwärzend, lässt sich Hölderlins „Friedensfeier“ auf einmal ganz anders lesen. Aber darauf verweist übrigens auch schon der Titel der Veranstaltung. „Pallaksch“, ein Wahn-Wort des kranken Dichters, kann schließlich beides bedeuten: ja oder nein.
Musikalisch geht es im „Teil Zwei“ erst mit zwei Liedern von Detlev Müller Siemens, später mit dreien von Hauke Berheide weiter – die einen von Esther Dierkes, die anderen von Carina Schmieger ganz wunderbar, wenn auch nicht unbedingt immer wortverständlich gesungen. Dazwischen eingestreut in eine zweite Diskussionsrunde immer wieder ein O-Ton Hölderlin, vortragen von Anne-Marie Lux, Anke Schubert, Felix Strobel und Elmar Roloff vom Schauspiel Stuttgart: quasi als Demonstration, dass das „Hölderlinisch“ erst gesprochen seine ganze Eigenart, Musikalität und sein rhythmisches Gefüge offenbart.
„Was aber bleibet, stiften die Dichter“, sagt Hölderlin. Das Ballett von Alessandro Giaquinto wird sicher mal wieder in einem anderen Zusammenhang auftauchen. Und die Texte zu „Pallaksch“ finden sich, kunstvoll ediert, in der Schriftenreihe „Ferne Spuren“ des Deutschen Literaturarchivs.