Aber das war es nicht allein. In seinen besten Arbeiten vermochte Marton die „eigentliche“ Geschichte einer Oper mit einer ganzen Polyphonie möglicher anderer Geschichten aufzuladen. Die wurden meist nur assoziativ angespielt, das aber so suggestiv, dass man als Zuschauer vielfach animiert war, diese Geschichten zu Ende zu fantasieren. Im „Rheingold“ aber bleibt alles am Vorbild kleben. Aus unerfindlichen Gründen fühlt sich diese WG neben Wellness-Exerzitien zu Wagnerschen Leitmotiven berufen, die „Rheingold“-Handlung in ihren Tagesablauf einzubauen. Doch spätestens in Nibelheim, wo man sich in Da-Vinci-Abendmahl-Sitzordnung zum Mittagessen trifft, verläppert das Geschehen, weil sich Alberich und Wotan Passagen aus Wagners „Regenerationsschriften“ und dem „ Judentum und die Musik“ um die Ohren hauen. Das wirkt aber nur wie eine Pflichtübung in politischer Korrektheit in Hinsicht auf Wagners nazistische Vereinnahmung. Selbst die Musik kommt streckenweise kaum über das Niveau Wagner allfälliger Musikparodien hinaus.
Wie gesagt: ein unterhaltsamer, toll gemachter, begeistert bejubelter Abend. Wenn man nicht wüsste, was Marton wirklich kann, könnte man zufrieden sein.