Und da ist die zweite Erdung auf psychologischer Ebene. Während des Vorspiels inszeniert er einen Krach am Familientisch, der vernachlässigte Sohn Klingsor (Egils Silins) verlässt Vater Titurel (Pavel Daniluk) und Bruder Amfortas(Thomas Hampson) im Streit. Das lange Ende nutzt Guth, der eben in ihrer gefährlichen Auswirkung gezeigten musikalischen Verklärung ein menschliches Ende entgegenzusetzen und die beiden Brüder wenigstens als Möglichkeit zusammenzuführen.
Dass trotz Stuart Skeltons Parsifal und Yvonne Naefs Kundy (Matti Salminens Gurnemanz wirkt stimmlich etwas matt) auch ein problematischer „Parsifal“ zu erleben ist, liegt am Dirigenten Daniele Gatti, der auch fast zwei Jahre nach Amtsantritt als Chefdirigent nicht ganz am Opernhaus angekommen scheint (er geht in einem Jahr ja auch wieder) . Da ist zwar gerade im Vorspiel ein zauberhafter Mischklang zu hören, wo immer möglich wird Gatti ab dem harschen zweiten Akt laut – teilweise über die Dimensionen des Hauses hinaus. Und er zelebriert einen sehr langsamen und weihevollen „Parsifal“ (eine halbe Stunde länger als angekündigt), was wenig einheitlich wirkt, die Spannung manchmal auch abbrechen lässt und nicht gerade das Verständnis ist, das mit der Szene zusammengeht.