Was lange währt, wird endlich gut, heißt ein Sprichwort. Zwei Mal musste die Premiere verschoben werden, nun ist es die letzte unter der Intendanz von Brigitte Dethier am JES Stuttgart geworden: Mit zehn Mitwirkenden aus sieben europäischen Ländern inszenieren Dethier und Kjell Moberg von der internationalen Gruppe NIE-Theatre, das schon zuvor erfolgreich zwei Stücke mit dem JES entwickelt hat, „hotel europa“. In der szenischer Konzeption bündeln sich die in den letzten Jahren am JES etablierten Stärken und Arbeitsweisen am JES. Neben der Internationalität ist dies vor allen Dingen eine spezielle Form des Improvisationstheaters, in dem biografisches Material mit politischen Haltungen verbunden wird. Live-Musik, Entertainment und installative Momente in der Raumgestaltung „kooperieren“ nicht nur miteinander, sondern bilden ein unauflösliches Ineinander.
Treffen auf dem Parkplatz
Diese eigensinnige Ästhetik findet sich auch in „hotel europa“, das nicht in den Räumen des JES, sondern in einem vor dem Abbruch stehenden Gemeindesaal außerhalb des Stadtzentrums gespielt wird. Man trifft sich auf dem Parkplatz und wird zu verschiedenen Spielstationen geführt. Zunächst werden die Zuschauer in kleine Gruppen eingeteilt und durch kleine Räume geleitet, in denen die Hotelangestellten von sich und ihrer Arbeit erzählen. Dann kommen alle in einen kleinen Saal zusammen, um Reden anzuhören. Schließlich geht es in den größten Raum. Hier sitzt das Publikum an langen Tischen, auf denen Teller und Wasserkrüge stehen. Es werden Scheiben eines schwäbischen Hefezopfs gereicht. Einzelne Szenen spielen im Freien; man kann sie durch die großen Scheiben des Gemeindessaals verfolgen.