Pandemie-bedingt spielt man in Heidelberg die Kammermusik-Fassung von Eberhard Kloke, Komponist und kluger Arrangeur vom Dienst der Opernszene. Allerdings offenbar nicht so, wie sie 2012 in Gießen das Licht der Scheinwerfer erblickte. Hier in Heidelberg gibt es vor dem unvollendeten III. Akt einen scharfen Schnitt auf Lulus Tod, von dem nur Lulus „Nein“, ihr Schrei und die letzten Worte der Gräfin Geschwitz geblieben sind. Im Kontext dieser Inszenierung liest sich das so, dass Lulu erst im gemeinsamen Sterben mit der lesbischen Gräfin Befreiung und eine wahre Gefährtin findet. Was in seiner Konsequenz überzeugt. Das reduzierte Klangbild ersetzt das teils im Oskar-Klimt-Gold schimmernde, teils grell aufgleißende Kolorit der Original-Instrumentation durch strukturelle Klarheit, die Heidelbergs Generalmusikdirektor Elias Grandy mit pulsierender Energie auflädt. Das Ensemble ist durchweg ausgezeichnet, allen voran die teils ungewohnt lyrisch klingende, aber stets rollendeckende Lulu von Jenifer Lary, der elegant-charaktervolle Dr. Schön von James Homann und der flexibel-klangvolle Alwa von Corby Welsh. Aber auch kleinere Partien wie beispielweise Ipča Romanović als Tierbändiger waren bemerkenswert gut besetzt.
Auffällig war ein insgesamt sehr hoher Klangpegel – zumindest in meiner Übertragung. Wenn die Premiere tatsächlich nochmal live über die reale Bühne geht, wird man sich überzeugen können, ob dieser und andere Eindrücke sich dann zurechtrücken.