Generalmusikdirektor Mihkel Kütson macht schon in der Ouvertüre, die er keinesfalls als Wunschkonzertnummer gibt, sondern breit anlegt, nahezu zerfasern lässt, beunruhigende Unterströmungen hörbar, die diese wie gepanzert daher kommende, effektgesättigte Musik erträglich und phasenweise spannend machen. Kütson und seine Niederrheinischen Sinfoniker blättern den Reichtum an Melodik und Klangfarben beispielhaft auf, ohne sich dem unerbittlichen Vorwärtsdrängen dieser Partitur zu widersetzen. Furios der Chor, darstellerisch hoch engagiert, musikalisch bestens einstudiert, Rollen deckend die übrigen Solisten.
Nicht alles will gelingen. Das Imitieren von Politikergesten im vierten Akt etwa erreicht die parodistische Ebene in keinem Moment und wirkt ganz einfach opernhaft ungelenk. Auch die Darstellung der Adelsbanden hätte sich fantasievoller denken lassen, obwohl Andrew Nolen (Orsini) einen wunderbar arroganten Mafioso-Strizzi erfindet, der jedem satirischen Comic Ehre machen würde. Meistens aber funktioniert die distanzierende, plakativ aufgeladene Überzeichnung. Dann gelingt, wie etwa im grandios gebauten Staatsempfang im zweiten Akt, ein klarer, oft witziger Blick auf die Korruption des Menschen durch Macht, bietet die Szene den immer wieder kehrenden, dröhnenden Klangballungen energisch die Stirn. Die Anstrengung, den einzigen szenischen „Rienzi“ im Wagner-Jahr zu wagen, hat sich gelohnt!