Foto: "Viel Lärm um Liebe" an der Staatsoperette Dresden. Miljenko Turk als Cellini, Olivia Delauré als Angela © Kai-Uwe Schulte-Bunert/Staatsoperette Dresden
Text:Ute Grundmann, am 28. Oktober 2013
Der Galgen wartet schon. Als schauerliches Metallgestell steht es da, der Henker und seine Gehilfen zeigen mit eindeutigen Gesten, was ihr Geschäft ist. Und der Delinquent, der Bildhauer Benvenuto Cellini, marschiert schon mit dem Strick um den Hals munter durch die Szene und spricht mit seinen weiblichen Fans. Doch so ernst soll es, trotz des Auftakts, nicht werden, denn schließlich geht hier eine „Broadway-Operette“ über die Bühne. Komponiert hat sie Kurt Weill, die Gesangstexte stammen von Ira Gershwin und in der Staatsoperette Dresden hat man das Werk aus dem Jahr 1945 mit dem Originaltitel „The Firebrand of Florence“ nun als „europäische szenische Erstaufführung“ herausgebracht.
Und aus der Galgenszene wird denn auch schnell eine Art Volksfest, mit Souvenir- und Süßigkeiten-Verkäufern, viel Volk in schmucken Schwarz-Rot, das sein Loblied auf Florenz anstimmen kann, als der Bildhauer (wieder mal) vom Herzog begnadigt wird. Das ist im Kern die Handlung, die Edwin Justus Mayer nach seinem Schauspiel „The Firebrand“ schrieb: Alessandro de’Medici, Herzog von Florenz, möchte Cellini liebend gern baumeln sehen, mal, weil er sich mit einem seiner Gefolgsleute duelliert hat, vor allem aber, weil er den Konkurrenten um die Gunst von Angela, Cellinis Modell und Geliebte, aus dem Weg haben will. Das ist schon alles an Handlung, neben viel Irrungen und Wirrungen der Liebe, an denen auch die eifersüchtige und selbst auf Abwegen wandelnde Herzogin nicht unbeteiligt ist.
Holger Hauer hat das, mit viel Aufwand für Bühne und Kostüme (Ausstattung: Christoph Weyers), geradlinig an der Story entlang inszeniert. Nach dem Volksfest geht’s in Atelier des Künstlers (mit Riesenstatue und Florenz-Postkarten-Hintergrund), wo Cellini (in dieser dritten Vorstellung Miljenko Turk) sich vor seiner Angela (Olivia Delauré) mit seinen Abenteuern brüstet und die Zahl der Gegner, je länger er singt, immer höher wird. An Eitelkeit steht ihm der Herzog (von Bryan Rothfuss etwas übertrieben dümmlich dargestellt) nichts nach, der im Pelzmantel mit Riesenschleppe aus dem Orchestergraben hochgefahren wird. Solche witzig-ironischen Szenen finden sich immer wieder, insgesamt aber kommt der Text (Deutsche Fassung Roman Hinze) doch ziemlich klappernd und etwas hausbacken daher.
Musikalisch dagegen ist „Viel Lärm um Liebe“ durchaus reizvoll. Da mischt Weill in der langen Anfangsszene Chor, Duette und Soli sehr wirkungsvoll durcheinander, erklingen gefällige Liebes-Duette neben breit gemalter Filmmusik, wechseln schroffe Bläserakzente mit hellen, rhythmischen Swingklängen. Und da überzeugen sowohl das Orchester der Staatsoperette unter Andreas Schüller als auch die Sänger-Darsteller – und machen so musikalisch einige der szenischen Defizite wett.