Im Grunde rückt auch durch die Vervielfachung der Kameraeinstellungen die Autonomie der Theaterzuschauer vor dem Bildschirm gegenüber denen im Zuschauerraum vor Ort nicht näher: Nun sind eben mehr vorgefertigte Perspektiven zu sehen; das Gesamtbild, die Atmosphäre der Bühne bleiben dennoch fern. Zuweilen wird durch schnelle oder einfach verdoppelnde Einstellungen gar eine unnötige Ablenkung geschaffen; das konzentrierte Schauspiel einzelner oder einer Gruppe gerät so noch weiter in die digitale Ferne. Der Split Screen Stream von „Vögel“ bleibt wie die meisten anderen Streams bereits abgeschlossener Inszenierungen ein Notbehelf. Bachmanns Inszenierung erscheint hier als eine angemessene, hervorragend gespielte Interpretation eines Familiendramas, das eine erzählerisch etwas konstruierte zeitgeschichtliche Politikaufarbeitung ist. Die Kölner „Vögel“ sind dementsprechend modern gemachtes, aber wenig eigenwilliges Theater.
Konsequent, um eine neue Form der Darstellung über das Theater hinaus zu erreichen, wäre eine Verfilmung von „Vögel“ gewesen. Gerade bei diesem zwar multilingualen, aber doch recht traditionellen well made drama böte sie sich an. Die Video-Regie zeigt hierfür allenfalls Ansätze.