Mit solchen Klischees bricht das Stück des 73-Jährigen. In Langners Inszenierung gehen sie unter: Tilmar Kuhn porträtiert die umstrittene Figur, die 1738 in Stuttgart erhängt wurde, als smarten Geschäftsmann. Intelligent führt er die Geschäfte des katholischen Herzogs Karl Alexander, den Michael Hiller als überforderten Taschenspieler und Lüstling zeigt. Der hochgewachsene Beau Oppenheimer verzaubert nicht nur seine schöne Gefährtin Luzie, bei Kim Zarah Langner eine Taktikerin, sondern auch die Frauen am Hof, die sich für ihn opfern. Wie stark sich Süß assimiliert hat, zeigen Dialoge mit seinem Onkel Landau. Reinhart von Stolzmann vermittelt die orthodoxe Philosophie des Juden souverän. Er warnt seinen Neffen davor, sich von der Macht vereinnahmen zu lassen. Als der gestürzte Financier am Ende in Festungshaft sitzt, lässt ihn der jiddische Patriarch fallen.
Mit hohen Mauern, einem Kronleuchter und musealem Mobiliar fesselt Beate Zoffs Bühnenbild die Handlung zu sehr an die Historie. Der Blick auf aktuelle Bezüge und latenten Rassismus, den Sobols Stück in mancher Hinsicht eröffnet, wird so verstellt. Das gilt auch für Uschi Haugs aufwendige Kostüme und gepuderte Perücken. Da verstaubt manches brennende Gefühl. Mit jiddischer Musik setzen die musikalische Leiterin Heike Rügert und das Trio Meschugge sinnliche Akzente. Carmen Voigts Choreographie lässt die Schauspieler streckenweise in emotionale Grenzbereiche vordringen, die ansonsten in der geschichtsverliebten Regiearbeit Langners zu kurz kommen.