Wie diese Fünf powern, wie sie das Publikum anspielen, wie sie überzeugend vorführen, was ihnen am Herzen liegt, ist neben dem Punk der eigentliche Sound des Abends. Die Szenen zwischen den Songs wirken improvisiert, weil sie ganz Persönliches performen, obschon die Texte collagiert sind. Sei es Hate Speech wegen einer nicht schlanken Figur und den Folgen für die junge Frau, von der Bineta Hansen erzählt, sei es die Aufforderung, die Welt zu verbessern: „Wir glauben, allen kommt eine Rolle und Verantwortung zu, die Welt besser zu machen. Die Alternative ist, dazu beizutragen, dass die Welt schlecht wird, oder dabei tatenlos zuzusehen.“ Was sich naiv anhört, bekommt nicht nur in den Songtexten wie „In this world, where no one is free/Do I need a new identity“ (Text und Komposition: The Sound Monkeys) eine Dringlichkeit, sondern auch im Spiel, gipfelnd in der Erinnerung an die Gruppe Pussy Riot in Russland, die wegen ihres Songs in einer Ostkirche den Zorn des Patriarchen auf sich zogen und zu zwei Jahren GULAG verurteilt wurden. Da drückt sich die Wut auf die Menschenrechtverletzungen, die von den meisten Menschen gleichgültig hingenommen werden, musikalisch aus.
Weil es der Regie von Franziska Autzen gelingt, trotz aller Power in den anmoderierten Szenen die Wahrhaftigkeit der Haltungen wie „I hate the world and myself“ so herauszuarbeiten, dass diese nicht nur vorgespielt, sondern authentisch wirken, ist ein spannender Theaterabend nicht nur für ein jugendliches Publikum entstanden. Es macht einfach Spaß, den Spielerinnen zuzuschauen. Und weil sie denn doch an die Erlösung der Welt durch die Kunst glauben, fliegen ihnen alle Sympathien zu. Nur der gekreuzigte Jesus schaut (scheinbar?) unbeteiligt zu.