In Manfred Schilds Fassung nun werden die Episoden daraus zum Anschauungsunterricht für einen pedantischen, des Lebens überdrüssigen Gelehrten, der 15 Jahre die Geschichten des Boccaccio studierte, ohne den Lebenshunger ihrer Figuren zu verstehen. Aus raffiniert konstruierter Gesellschaftskritik wird so ein schlichtes Carpe Diem, ein „verschenke dich an die Zeit“, wie es im Text so treffend heißt. Damit aber geht den Erzählungen viel von ihrer Doppelbödigkeit verloren. Was bleibt, ist ein zügelloses, wenngleich amüsant zu betrachtendes Bedienen an den Verlockungen des Lebens.
Das dritte Wagnis, das ebenbürtige Spiel von Puppe und Mensch, ist geglückt. Mit Witz und Tempo spielen Sebastian Putz und Falk P. Ulke etwa die beiden Halunken, während Reinhard Bock geradezu köstlich den überrumpelten Tölpel gibt. Tatsächlich gelingt es den Spielern in ihren schwarzen Kutten, völlig hinter den markanten Klappmaulpuppen zu verschwinden. Der beachtlichste menschliche Gegenpart ist ihnen dabei Gastspieler Jan Krawczyk, der den poetisch werbenden Pferdeknecht ebenso überzeugend mimt wie den geilen Pfaffen. Bei dem schnellt dann auch tatsächlich der überdimensionierte Penis aus der Kutte. Ein Phallus wie ein Fingerzeig, es nur recht bunt zu treiben, so lange noch Gelegenheit dazu ist.