So wird beim Aufeinanderprallen von Laien und professionellen Künstlern auf der Bühne erstaunlich viel theatralische Energie frei. So schafft die von Fabrice Bollon konsequent von jeder Opernhaftigkeit wegdirigierte Musik zwischen entspannter Kontemplation und unbarmherzigem Aufbrausen eine Konzentration, die es dem Publikum ermöglicht, sich den lapidar vorgetragenen Lebensgeschichten zu öffnen. So reagieren Chor und Solisten durch die wochenlange Probenarbeit – theatralisch wie musikalisch – so sensibel aufeinander, wie das im Konzertsaal kaum je zu erleben ist. Nach den Streichern bei „Krieg und Frieden“ und den Holzbläsern im „Titus“ bilden diesmal die klar artikulierenden Blechbläser des Gürzenich-Orchesters das Zentrum des differenzierten, oft überwältigend schönen Klanges. Der in stilisierte Alltagsklamotten gekleidete Chor wächst über sich hinaus – im Singen, im Spielen und im Zuhören. In dem Bassisten Dimitry Ivashchenko und besonders der Sopranistin Adina Aaron hat die Kölner Oper zwei ideale Verdi-Interpreten gefunden. Jovita Vaskeviciute mit mächtigem Altstrahl und der junge Tenor Michael Fabiano stehen ihnen nur wenig nach.