Was Niklaus Helbling mit seinem Cross-Over-Arrangement, einer Mixtur aus Oper, Musical und Schauspiel, gelingt, ist, die Ambivalenz von Mythen herauszustellen. Die Prärie um Cowboy und Indianer erweist sich für uns als fantastischer Projektionsraum und Tatort kolonialen Hegemonialstrebens gleichermaßen. Doch warum dazu gerade Henry Purcell und Frank Zappa mit dem Plot des Comics kollidieren müssen, erschließt sich in der Inszenierung nur bedingt. Überhaupt mutet die Darbietung allzu oft überfrachtet und inkonsistent an. Als die Cherokee auf der Flucht vor den weißen Verfolgern endlich das Tal der Ahnen erreichen und natürlich eine der Hauptfiguren in der letzten Minute tragisch sterben muss, begibt sich das Ensemble in eine Selbsthilfegruppe. Diskutiert wird nunmehr die Umweltverschmutzung durch Plastik, bis sich alle schließlich durch Rauschmittel von menschlichen Affekten befreien. Was das Durcheinander noch zusammenhält, ist das Ankämpfen gegen den Tod und das Verschwinden. Dieses klingt nicht nur in Purcells ariosen Elegien an, auch die Erzählung Kafkas, in der einem Reiter Zügel, Sporn und selbst das Pferd abhanden kommen, deutet die Flüchtigkeit des Daseins an. Zuletzt bleibt nur die Kunst, das Trost spendende und uns von den Untiefen des Schicksals befreiende Erzählen.
Zugegeben, trotz einiger intelligenter Bilder und zweifelsohne hinreißender Momente leidet die Realisierung von „Das Tal der Ahnen“ an einem fehlenden Kompass. Ständig gewinnt man den Eindruck, von allem etwas too much zu sehen. Von einer missglückten Interpretation soll jedoch nicht die Rede sein, vielmehr haben wir es mit einem waghalsigen Experiment zu tun, das zu Freud und Leid des Publikums Funken in viele Richtungen schlägt.