Foto: "20.000 Meilen unter dem Meer", ein Musical frei nach Jules Verne von Jan Dvorák in Eisenach. © Hölting
Text:Ute Grundmann, am 9. Juni 2011
Schillernde Meerestiere und Pflanzen schweben über die Bühne, ein Tangbüschel lässt die Fäden tanzen, ein putziger Krebs schwingt seine Scheren. Doch die Unterwasserwelt, in die sich das Theater Eisenach für fünf Wochen verwandelt hat, kommt nicht nur niedlich daher: auch Kraken und Wale müssen besiegt werden. Als Auftragskomposition hat man sich von Jan Dvorák ein Musical nach Jules Vernes „20 000 Meilen unter dem Meer“ schreiben lassen, Thomas Fiedler hat mit viel Aufwand an Menschen, Kostümen und Prospekten die Uraufführung inszeniert.
Und da auch in zweieinhalb Stunden von Vernes Roman nur Bruchstücke zu bewältigen sind, tritt Professor Aronnax (Frank Felicetti) immer mal wieder aus der Szene heraus und erzählt („Es war einmal…“) das Fehlende. So wird, Station für Station, der Kern des Romans geschildert, die gefährliche Fahrt in der Nautilus des Kapitän Nemo. Den spielt Michael Flöth als grüblerischen Bösewicht, der der Bord-Orgel schon mal Bachsche Töne entlockt. Aus solchen Akzenten und Momenten hat Jan Dvorák seine Musik zu Verne gestaltet, weniger eine durchgängige Musiklinie, eher mal jazzig, mal opulent, mal tupfen Schlagzeug, mal Bläser die Begleitung zur Handlung. Gesungen werden, von gut bis passabel, eingängige Songs auf wenigen Tönen, sogar die Koordinaten bekommen eine eigene Melodie.
Der szenische Aufwand ist groß: Chor und Ballett schwanken auf einem stilisierten Schiff wie bei Seegang, Blitze und Pyrotechnik signalisieren Gefahr. Die Nautilus (Bühne und Kostüme: José Eduardo Luna Zankoff) ist eine beeindruckende Röhre aus gemalten Bögen, an deren Ende sich ein Fenster zur gezeichneten Meereswelt öffnet. Hier diskutieren Professor und Nemo miteinander, hier begegnen sich zur dazugehörigen Liebesgeschichte Nemos Tochter Suri (Magdalena Ganter) und Draufgänger Ned (Frank Valet). Für sie gibt es natürlich ein Happy End, Dvorák aber verweigert zunächst den musical-üblichen Jubel-Schluss, den gibt es erst mit der Zugabe.