Um das Zimmer und eine – gleichfalls weiße, gleichfalls stilisierte – Fassade herum blickt man auf Turngeräte: Ringe, einen Barren, einen Sprungbock, eine Mattenbahn. Die Aufführung ist eine Koproduktion mit dem Schwäbischen Turnerbund und wird nach den Stuttgarter Aufführung in Turnhallen zwischen Böblingen und Michelbach gespielt. Acht Jugendliche absolvieren während des dramatischen geschehens Turnübungen, größtenteils präzise und virtuos, jeweils mit Gruß vorher und hinterher. Das passt einfach hervorragend zu dieser Musik, es wirkt ganz natürlich, ganz „normal“. Pfiffe aus einer Trillerpfeife verweisen am Anfang darauf, dass diese Normalität Hierarchien unterworfen ist, dass jene innige Ko-Existenz, die Elisabeth und Paul ursprünglich anstreben, gar nicht gelingen kann.
Herausragendes Ensemble
In Corinna Tetzels Inszenierung gibt es viele Kleinigkeiten, viele Requisiten, viele Kostümwechsel. An einigen Stellen wäre weniger mit Sicherheit mehr gewesen. Immer wieder sieht man sich einem Symbol gegenüber, kann ihm aber weder Atmosphäre noch Bedeutung zuweisen. Dass das die Aufführung nicht wesentlich beschädigt, liegt daran, dass die Regisseurin nie gegen die Musik inszeniert, sondern im Gegenteil in vielen Momenten gerade versucht, diese hörbar zu machen. Und weil alle an der Aufführung Beteiligten mit Überzeugung zu tun, was sie tun. Herausragend das Sängerensemble: Der ausdruckstarke Elliot Carter Hines mit virilem, aber angenehm schlank geführtem Bariton; die wandlungsfähige Judith Beifuß mit leicht anspringendem Mezzosopran und angenehm direktem Spiel als Dargelos und Agathe; Phillipp Nicklaus als Gérard mit frischem, sehr gut fokussiertem Tenor; schließlich Laia Vallés als Elisabeth, die über ein eigenwilliges, kostbares Sopran-Timbre verfügt und mit Stimme und Körper so intensiv gestaltet, dass man sich von der unterschwelligen Aggressivität der Figur geradezu körperlich angegriffen fühlt.