Wunderbar gelöst dann der Übergang von der Kneipe zum Schatzsuche-Schiff: Die Wirtschaft verschwindet in der Versenkung, oben drauf ist das Schiff mit Takelage und Seilen aufgebaut. Hier führt der pingelige Kapitän Smollett (Sebastian Pilgrim) Regie über in Reih und Glied den Boden schrubbende Seeleute. Die Schatzinsel ist eine bizarr-verwunschene Waldinsel, auf der nicht nur mit Degenschwingen und Pulverdampf nach dem Schatz gesucht wird. Hier gibt es auch ein schönes Mutter-Sohn-Duett auf Distanz, in dem Mary (Katja Bildt) sich vor genau den Gefahren ängstigt, die der junge Jim (Benedikt Nawrath) sucht.
Dieses Duett ist eine von vielen Klangfarben, die Frank Schwemmer seiner 2012 in Zürich uraufgeführten Piratenoper mitgibt. Mal wird nah am Sprechen gesungen, mal melodiös und fast romantisch. Droht Unheil, kracht es im Orchestergraben auch mal ordentlich – mit grummelnden Bässen und dunklen Schlägen, aber auch helle, sirrende Streicher künden von Gefahr. Der schrägen Schiffsmannschaft gibt Schwemmer ebenso schräge, fast jazzige Töne mit, bietet aber auch vertontes Seemannsgarn und Shanty-Seligkeit mit Akkordeon. All das hält der junge Dirigent Johannes Pell, der in Erfurt schon die Uraufführung „Die Frauen der Toten“ dirigierte, fest zusammen, lässt das Orchester die Farben und Stimmungen ausmalen, ohne dick aufzutragen.
Und wenn dann nach gut zwei Stunden Schatz und Schiff wiedergefunden sind, gibt es ein versöhnliches Schlussduett zwischen dem „guten“ Jim und dem „bösen“ Silver – und wieder mal einen Aufmarsch aller an der Rampe.