Annegret Geists hanseatelnde Erzählerin ist sympathisch bodenständig; ihre Mischung aus norddeutscher Zurückhaltung und direkter, forscher Ansprache ans Publikum ergänzt sich mit der unaufgeregten aber feinsinnigen Geschichte zu einer runden Inszenierung, für deren Regie Friederike Krahl vom koproduzierenden Theater Marotte aus Karlsruhe verantwortlich zeichnet. Die Objekte und die Figuren aus Fensterkittknetmasse sind dabei zurückhaltend bespielte Referenzpunkte, die der Erzählung, dem gesprochenen Wort und nicht zuletzt der starken Darstellerin den nötigen Raum lassen. Die sparsam gesetzten Passagen, in denen den Figuren ein animiertes Eigenleben zugestanden wird und in denen die Spielerin weitestgehend verschwindet, lassen dagegen leider etwas von der Intensität missen, ebenso wie Piets Begegnung mit seiner geangelten Plastikfetzen-Angst das zuvor aufgebaute Schattenbild des Vogels im Fischernetz eher schwächt, denn einen Spannungsmoment setzt.
Diese sind viel eher dort zu finden, wo die Erzählerin zur Hochform aufläuft und sich in Beziehung zu ihrem Material zu setzen weiß, so wenn ihre staksenden Zeige- und Mittelfinger als Strandläufer über den Steg tapsen, das einsame Schiff unbewegt bewegt über die schwankende Platte fährt und nicht zuletzt wenn sie dem Publikum pustend, schwankend, sich stemmend die Windstärken 1 bis 11 verbildlicht. Piet und Pinas Brutstätte am Ostseestrand inklusive mehrerer Eier taucht schließlich als ausgeschnittene Fotografie aus einer Ausgabe der Ostsee-Zeitung auf. Damit landet Marike wieder in die Realität und findet abschließend – wie das bei den Dachböden üblich ist – den zweiten Schuh, sodass sie sich endlich mit ihrem Piet, der Matten heißt, in der Hafenschenke treffen kann.