Das Paradies ist eine von irrwitziger Flora bestückte und vielfältiger Fauna bevölkerte, wolkig-lilabläulich schimmernde Landschaft. Im Zentrum liegt ein überdimensionierter roter, aufgeklappter Apfel, in dem sich Eva (Florentine Krafft) und Adam (Sven Daniel Bühler) nicht nackt, sondern Feigenblatt-geschmückt samt der Verführer-Schlange (Meik van Severen) vergnügen. Der Hit ist allerdings die Kreuzigungsszene. Golgatha wird – in Anspielung auf den Titel des Stücks – zum Berg mit drei Marter-Kreuzen, die auf zehn goldenen Stufen zu erklimmen sind. Rechts und links hängen komisch schreiende Kriminelle (Jannek Petri und Meik van Severen). Am Kreuz in der Mitte Goldberg, der sich im Verlauf des Stücks als ausgezeichnete Rollenbesetzung entpuppt, gut singen, sprechen und sogar tanzen kann. Nun vertritt er den Christus-Darsteller und mimt in üppig nackter Leibesfülle den Leidenden – ein makaberer, ziemlich bitterer Scherz, der von zwei Frauen kommentiert wird. Die Gesänge der malerisch ausstaffierten Mater Dolorosa (Juliane Bischoff) und der Maria Magdalena (Mona Weiblen) sind durchdringend und traurig schön.
Musikeinspielungen hatte schon Tabori vorgegeben – natürlich von Johann Sebastian Bach, der die 30 Variationen für seinen Schüler Johann Theophilus Goldberg schrieb, aber auch die „Carmen“-Ouvertüre und sogar „Hell’s Angels-Musik“ in der 9.Szene. Die Musical-Fassung Waldens bietet zusätzlich englischsprachige Songs, steuert Geräuschkulissen bei und sorgt mit Blues-, Soul- und Rock-Elementen für einen wirkungsmächtigen Sound, der allerdings im Kleinen Haus des Badi-schen Staatstheaters mehrfach übersteuert wird, so dass nur noch vokaler und instrumentaler Lärm zu hören sind. Dafür können die Sänger und die von Clemens Rynkowski schwungvoll geleitete sechsköpfige Band nichts.
Irgendwann wird plakativ auf eine Bühnenwand Nietzsches nihilistisches Diktum projiziert: „Gott ist tot“. Der verblüffende Widerspruch lautet: „Nietzsche ist tot“. Ein Augenblick, der „Die Goldberg-Variationen“ mit komödiantischem Ernst akzentuiert.