Das Libretto (eines unbekannt gebliebenen Autors) ist von allerhand Genre-typischen Liebeshändeln und einer süditalienischen Hexen-Legende geprägt. Da ist die junge Witwe Giulia, die unb-dingt Baroness werden will und ihrer Nachbarin Clodina den Bräutigam, einen Jungbaron namens Alberto, ausspannen will. Sie schreckt nicht einmal davor zurück, ihre Konkurrentin mit allerlei Hexen-Mummenschanz einzuschüchtern. Tante Margherita hilft ihr dabei. Die jüngere Schwester Lauretta spielt allerdings ihr eigenes hinterhältiges Spiel und hofft, lachende Dritte zu sein. Die schmachtende Clodina ist freilich bei ihrer resoluten Mutter Geltrude gut aufgehoben. Und schlussendlich erkennt auch der schwankende Alberto, der sich von den Damen durch einen dunklen Party-Anzug abhebt, die Treue seiner Braut.
Als Giulia sang sich die Mezzosopranistin Noriko Kaneko überaus glaubhaft in die Hexen-Maskerade hinein und tränkte ihren Part mit abgründig dunklen Tönen. Mit weitaus heller eingefärbtem Mezzo und guter Bühnenpräsenz agierte Svetlana Smolentseva als ihre Tante. Das schnippische Früchtchen Lauretta wurde von der Sopranistin Isabel Rodríguez García in den Höhen mit glockigem Timbre gesungen. Suggestiv wirkende Zwischentöne zeichneten den Sopran von Dusica Bijelic (als Clodina) aus. Herrlich robust Auftreten und Mezzo-Stimme von Silvia Beltrami, die ihren Geltrude-Part mit agiler Attacke und lustvollem Spieltrieb ausstattete. In der Hosenrolle des Alberto übertraf Diana Haller (Mezzosopran) allerdings alle: Sie präsentierte sich mit blühendem Stimmvolumen und dramatischer Schlagkraft.
Präzise funktionierten leicht hingezauberte Arien, die zahlreichen Duette und Auftritte zu dritt. Schließlich kulminierten zum Abschluss der Kammer-Oper, an dem alle Protagonistinnen beteiligt waren, blitzende Koloraturen und glutvoller Belcanto-Gesang in einer triumphal versöhnlichen Stretta. Der Jubel des begeisterten Premiere-Publikums war entsprechend.