Ganz anders Heinz Spoerlis 1997 in Zürich herausgebrachten „Nocturnes“ zu gleichnamigen Klavierstücken von Frédéric Chopin, die in Karlsruhe Stefan Veselka live am Flügel interpretiert. Stimmungsvoll traumverloren umspielen (oder umwerben) sechs Tänzer zwei Frauen zur Abendstunde. Stilisierte Chrysanthemen, die auf der Bühnenrückwand in hoffnungsfrohem Grün, in Sympathie-Blau oder in eifersüchtig neidischem Gelb aufschimmern, spiegeln das von den Akteuren auch in geschmeidigen und gefühlsintensiven Paartänzen duftig schwebende, balletteuse Kunstgewebe.
Den Abschluss bilden Christopher Wheeldons 2001 in New York erstmals aufgeführte „Variations sérieuses“ zu Musiken von Felix Mendelssohn Bartholdy. Das Stück des in der Tradition der „Ballets russes“ arbeitenden Choreografen ist eine reich ausgestattete, parodistische Humoreske auf Tutu-kitschige Klassiker-Aufführungen. Und zeigt als „Ballett im Ballett“ zunächst die Proben und dann in Auszügen die Gala-Premiere eines fiktiven romantischen Handlungsballetts samt aller einschlägigen Bilderbuchposen, in denen sich Barbara Blanche, Elisiane Büchele und Flavio Salamanka auszeichnen. Aber auch Erschöpfungszustäde hinter der Bühne sowie die Allüren und Zickenkriege der Primaballerinen im Ballettsaal-Alltag werden witzig überzeichnet vorgeführt.
Insgesamt ein mit viel Applaus bedachter Abend, der Freude bereitete.