Die Regie verortet die Handlung schlüssig in den frühen 1950er-Jahren. Da gab es auch Heimkehrer, die völlig andere Situationen vorfanden als erwartet und/oder erhofft. Bühne und Kostüme (Timo Dentler und Okarina Peter) unterstreichen diese Zeitebene. Im Mittelpunkt eine Wendeltreppe, ein paar Möbel, eine Vitrine mit Exponaten des so lange abwesenden Odysseus: Bogen, Pfeil, Rüstung, Helm. Und eine runde Wandfläche, die verschiebbar ist – mal als Hintergrund dienend, mal in der vorderen Position als Paravent. Das ist raffiniert gemacht.
Sebastian Schwabs Musik ist zweifellos inspiriert von Monteverdi. Aber er findet auch ganz neue Klänge für die von Gregor Rot geleiteten Bielefelder Philharmoniker in Kammerbesetzung an 16 Pulten. Da entstehen irisierende, zerbrechliche Klangflächen, intonieren Blechbläser heldenhafte Töne, erklingen lyrische, ja geradezu romantische Melodien… – ein „Patchwork“ im besten Sinn, das eng mit dem Geschehen auf der Bühne verbunden ist. Musik, die niemanden verstört, die Dutzende Anleihen an die reiche Tradition macht (und beileibe nicht nur auf Monteverdi rekurriert), sich zudem noch sehr „sängerfreundlich“ gibt. Beste Voraussetzungen also für das Ensemble, das durchweg auf hohem Niveau singt und spielt.
Gut möglich, dass Odysseus‘ Wiederkehr nach dieser Uraufführung Interesse auch an anderen Häusern weckt. Weil das Stück vielseitige, eben überzeitliche Interpretationen nicht nur zulässt, sondern sogar zu solchen herausfordert.