Foto: Das sitzend-sausende Ensemble am Schauspiel Köln. © Klaus Lefebvre
Text:Detlev Baur, am 20. Februar 2013
Peter Licht hat schon lange vor der aktuellen Finanzkrise die Krise lässig-melancholisch besungen. Längst sind die Theater auf ihn aufmerksam geworden, das Regieteam SEE! (Alexandra Dederichs und S. E. Struck) hat bei der Uraufführung von „Das Sausen der Welt“ am Schauspiel Köln nicht zum ersten Mal Texte und Melodien des fotoscheuen Poppoeten inszeniert. Zu Beginn der einstündigen Aufführung stehen die 12 Darsteller statuengleich ozu Tönen der drei auf der weiten Bühne sitzenden Musiker und Texten, in denen alles mögliche „Willkommen“ geheißen wird. Das sieht dann anfangs noch etwas bedeutungsschwanger aus.
Doch je mehr die Texte um das Sausen der Töne kreisen, und um das Rauschen im Auge, um so mehr kleine Flucht-Bewegungen kommen in das Ensemble. Auch wenn dann die Krise zunehmend zum Thema wird, behält „Das Sausen der Welt“ eine wunderbare Leichtigkeit und spielerische Ernsthaftigkeit. Kein Furor wie bei Jelinek oder Pollesch, vielmehr zurückgezogene Erkenntnis: „die Krise ist ein Produkt“. Mit darstellerischen Intermezzi über nervigen Espresso-Terror wohlmeinender Mitmenschen und Probleme bei der Mobilisierung von Protest oder mit chorisch gemeinsamen Sprech- und Gesangsnummern unterhält dieser Krisenabend, ohne anzustrengen. Andreas Grötzingers Körper schüttelt sich bei der Geschichte vom Zwangskauf von Krisen-Kisten, seine begleitenden „Oheojehs“ nehmen kein Ende, bringen den irren Stillstand in rhythmische Zuckungen zur fröhlichen Ansicht. Immer wieder zog es einzelne Darsteller von der Bühne, die Begrüßungsorgie war von Anfang an am unterhaltsamen Ende. Eine Art After-Work-Krisen-Party.