Regisseur Patrick Schimanski setzt sich die Warhol-Perücke auf, versammelt die Darsteller als Therapiegruppe zur Lindeblütenteestunde à la Proust, lässt also Gebäck als Erinnerungsfutter knabbern, animiert dann gestisch und musizierend die Hirn-Netzwerke. Schon erwacht der ewige Ossi, schwelgt comedyselig in Ostalgie und DDR-Hass, ein Paar memoriert traumtrunken Gemeinsamkeiten ganz unterschiedlich, ein Sohn will vom Vater etwas über die tote Mutter wissen, Stahlhelm-Opa unbedingt vom Krieg erzählen, eine Frau nicht mehr an ihr totes Kind denken, jemand seinen verlegten Lottoschein wieder finden … In direkter Publikumsansprache mit hellwach entspanntem Spielgestus entsteht eine fluffige Assoziationsrevue, fröhlich unangestrengt, ohne an gedanklicher Tiefe einzubüßen. Äußerst anregend, ebenso unterhaltsam. Und eine prima Idee aus der Renaissance wird wieder lebendig: Man stelle sich das Gedächtnis als Theater vor, ein identitätsstiftendes, gedankenfideles Erinnerungspuzzle aus Fakt und Fiktion.