Im Zentrum aber steht der Kampf gegen das Altern – ein fesselndes Wortgefechts-Duell zweier sich gegenseitig erniedrigenden Bestien. Die von Anita Vulesica haltlos exzessiv gespielte Diva hat Geld, Reste von Berühmtheit, tröstet sich mit Drogen, Sex, Zynismus über den körperlichen Verfall und den Karriereschwund hinweg. Der von Florian Steffens haltlos angeberisch gespielte Chance blendet sich selbst mit seiner Anmutung von Jugend, Sexyness und Potenz, seinem einzigen und bereits schwindenden Kapital, erniedrigt die Diva als „Fleischklumpen“, will als ihr Protegé aber doch noch eine Filmrolle bekommen. Zwei trostlos Gescheiterte auf dem Friedhof des amerikanischen Traums.
Was hinter den Fassaden der Selbstinszenierungen und Lebenslügen so passiert, bleibt leider meist im Dunklen. Lächerlich kauzige Brüllaffen sind häufig zu erleben, wütend rasen sie, stehen kurz vorm Platzen. Lustig wirkt das, die rechtsradikale Gesinnung nicht gefährlich. Nur die mal flennende, mal höhnende Heavenly (Julia Preuß) und Alexandra del Lago vermitteln jenseits des Sarkasmus auch ihre Einsamkeit, innere Kälte, Leere und Verzweiflung. Chance ermöglicht erst zum Finale einen Moment der Empathie, als er auf die Frage, was könntest du sein, mit bockiger Resignation „nichts“ antwortet.
Insgesamt serviert die Aufführung mit körperlich kraftvoll überdrehtem Spiel eine bis in Kreischorgien eskalierende Groteske. Zwar immer nah am Stücktext, aber eben auch abfällig oberflächlich in der Figurenzeichnung. Ästhetisch nichts Neues im Post-Castorf-Theater und dem Œuvre Claudia Bauers.