Theater Krefeld Mönchengladbach Das vierte Verhör

Beklemmend wirksam

Zaza Muchemwa: Das vierte Verhör

Theater:Theater Krefeld und Mönchengladbach, Premiere:08.02.2025 (UA)Regie:Zaza Muchemwa

Zaza Muchemwas „Das vierte Verhör“ ist eine Dystopie mit anonymem Regime, beklemmender Atmosphäre und einer unerwarteten Pointe. Die Inszenierung mit realistischem Spiel und abstrakter Bühne wäre jedoch vermutlich in einer kleineren Spielstätte passender.

„In einer nicht allzu fernen Zukunft“ – so kündigen sich gewöhnlich Dystopien an, und das gilt auch für „Das vierte Verhör“. Bereits vor einigen Jahren wurde das Stück von der aus Simbabwe stammenden Autorin und Regisseurin Zaza Muchemwa geschrieben. Nun wird es am Theater Krefeld-Mönchengladbach von ihr selbst uraufgeführt. In einem nicht näher bezeichneten Staat, der nur als „Union“ firmiert, hat ein autoritäres Regime die Macht ergriffen, Widerständige werden eliminiert oder eingesperrt. So ergeht es auch einer jungen Frau namens Kundai Anderson, gespielt von Marie Eick-Kerssenbrock, die länger im Ausland gelebt hat und nun, in die Heimat zurückgekehrt, naiv in eine Falle tappt.

So hat es jedenfalls lange Zeit den Anschein. Am Schluss allerdings wird einiges an dieser Konstellation plötzlich auf den Kopf gestellt. Das Stück läuft dann auf eine Pointe hinaus, die hier nicht verraten werden sollte. Bis dahin nimmt alles seinen voraussehbaren Gang: Eine anpassungswillige Beamtin (Esther Keil) verhört Anderson unter stetiger Beobachtung durch die Kommissarin Innom (Helena Gossmann). Die beiden, in grau-schwarze Uniformen gehüllt, nehmen ihren Job sehr genau, Anderson hat keine Chance. Es gibt eine weitere Gefangene, Haupt Sekai, die ebenfalls von Esther Keil gespielt wird. Diese zweite Gefangene, in deren Zelle man Anderson steckt, sieht Geister, mit denen sie spricht, womöglich eine Folge geistiger Zerrüttung.

Anonymes Regime

Alle drei Darstellerinnen sind weiße Frauen, ob das Stück in einem afrikanischen Land spielt oder ob das völlig egal ist, bleibt offen. Es geht jedenfalls um die menschenverachtenden Methoden eines anonym agierenden Regimes, das hinter einer scheinfreundlichen Maske vor keinerlei Terror zurückschreckt. Die „Union“ fürchtet sich vor einer Widerstandsorganisation namens „Nox“, Anderson wird verdächtigt, dieser Organisation anzugehören oder mit ihr zu sympathisieren. Und natürlich kann sie den Verdacht nicht ausräumen.

Theater Krefeld Mönchengladbach Das vierte Verhör

Realistisches Spiel im abstraktem Bühnenbild. Foto: Theater Krefeld Mönchengladbach

Zaza Muchemwa fokussiert in ihrer Regie auf ein realistisches Acting, wobei die von Lydia Merkel gestaltete Bühne, ein doppelseitiger Aufbau, der hin und her bewegt wird, sich eher abstrakt ausnimmt. Die Szenen, die in der Zelle spielen, sind um ein seltsam knochiges, silbernes Gewächs herum gruppiert. Die Rätselhaftigkeit dieses ominösen Symbols ist wohl beabsichtigt, aber sie kontrastiert eigenartig mit einer sterilen Landschaft aus Stühlen und Geländern. Es stellt sich hier die Frage, ob das Stück, das man optimistischerweise ins große Haus gesetzt hat (gefüllt ist es nicht), auf einer Studiobühne nicht besser aufgehoben wäre.

Denn die Dramaturgie dieser Dystopie lebt nicht von ausladenden Gängen oder großen Gesten, sondern von der stickigen, beklemmenden Atmosphäre eines Settings, aus dem es kein Entrinnen gibt. Überzeugend gespielt ist „Das vierte Verhör“ allemal. Am Ende hängt denn alles an der Wirksamkeit einer Pointe, die, soviel kann man vorwegnehmen, alles noch auswegloser, noch düsterer macht.