Foto: "Wagners Ding mit dem Ring" an der Musikalischen Komödie der Oper Leipzig © Tom Schulze
Text:Ute Grundmann, am 28. Oktober 2013
Drei wasserstoffblonde Nixen werfen sich neckisch einen Ball zu, umgarnen ein bißchen, als wären sie alle drei Marilyn, den zwielichtigen Zwerg Alberich, den ihnen bloß ein knappes „Tach, Mädels“ entgegenknurrt. Vor allem aber sind die „Mädels“ die Rheingoldschatzbewacherinnen – in einem Musical, das sich Wagners „Ring“ vornimmt. Im Auftrag der Oper Leipzig haben Ulrich Michael Heissig (Text) und Thomas Zaufke (Musik, Orchestrierung Bernd Wefelmeyer) Wagners Werk zu einem „Nibelungical“ umfunktioniert, die als abenteuerliche Theater-im-Theater-Konstruktion daherkommt.
Denn eigentlich spielt da eine Operntruppe, die ein Nachfahre Richard Wagners in „New Bayreuth“ in Kentucky gegründet hat, „The Thing with the Ring“ – auf Europatournee in Leipzig, wo die älteste Abonnentin der Musikalische Komödie vom Balkon barmt, es möge doch ein Happy End nehmen. Tut es leider nicht, denn das Buch von Ulrich Michael Heissig tischt so ziemlich jedes Klischee auf, dessen er habhaft werden konnte. Wotan Milko Milev) ist mal Showmaster, mal Präsident der Vereinigten Götter, (passend dazu trägt er, zu rot-schwarz-geflammten Cowboy-Stiefeln, einen Wende-Gehrock mit einer schwarzen und einer Glitzer-Seite). Einer seiner Mitgötter ist Loge (Jeffrey Krueger) mit Feuerzeug und rotem Seidenjackett. Fricka blafft den Gatten schon mal mit „Du Hornochse“ an und die „Fafner und Fasolt Bau GmbH“ besteht aus zwei Figuren mit Riesenkugelköpfen. Und wenn Walhall als Zuckerbäckerschloß auf einem Tisch reingerollt wird, ist wieder mal Gelegenheit, das ganze, große Ensemble singen und mit Flatterhändchen tanzen zu lassen.
So haut die Inszenierung von Ricarda Regina Ludigkeit immer wieder mächtig auf die Pauke, doch es kommt nur Rheingold in ziemlich kleiner Münze dabei heraus. Da kommen dann die „Walküren mit Allüren“ als Rodeo-Truppe in Cowgirl-Kostümen daher, Siegmund macht aus seinem Schwert eine Stehlampe und Siegfried (beide gibt Christian Alexander Müller) schmettert an der Rampe, dass das Schwert, das kaputt war, ihn „unkaputtbar macht“. Und wenn Brünnhilde (Julia Gámez Martin) Sieglinde (Sabine Töpfer) als Frau und Spenderin neuen Lebens singend anhimmelt, ist das Musical endgültig im Kitsch gelandet.
So dünn und klischeehaft die Story, so wenig überzeugend kommt auch die Musik daher. Von Wagner ist so gut wie nichts zu hören, dafür aber immer wieder Melodien, die man so und ähnlich schon aus anderen Musicals kennt. Vor allem schmissig soll es sein, das klingt dann schon mal wie eine Bigband mit Geigen. Oder aber die Musik schwelgt und schmeichelt, liefert Emotionen, Herz und Schmerz. Das Orchester der Musikalischen Komödie unter Stefan Diederich spielt da mit viel Engagement den perfekten Musical-Sound, auch die Sängerdarsteller – allen voran Milko Milev als Wotan und Kostadin Arguirov als Alberich – machen eine gute Show, die aber letztlich ziemlich leer bleibt. Und weil Happy End im Musical Pflicht ist, war am Ende alles nur ein böser Traum Brünnhildes, und das Gold landet wieder im Rhein – oder sollte man sagen „in the Rhine“?