Foto: Holger Köhle, Elisabeth Fues und Musikerin Franziska Klimpel in der "Geschichte vom Onkelchen" für Zuschauer ab 4 im Theater der Jungen Welt Leipzig. © Theater der jungen Welt
Text:Ute Grundmann, am 26. November 2012
Das Onkelchen tanzt. Erst ganz vorsichtig, dann immer mutiger, denn er hat endlich einen Freund gefunden, den er solange gesucht hat. Und das macht ihn so glücklich, dass sogar sein grauer Mantel sich zum Grünen wendet. Solche einfachen, aber stimmigen Szenen findet Heike Hennig in ihrer Inszenierung eines Kinder(theater)Klassikers: „Die Geschichte vom Onkelchen“ nach dem Kinderbuch von Barbro Lindgren.
Auf der „Kleinen Bühne“ des Theaters der Jungen Welt – in einem Jugendstilgebäude schräg gegenüber vom Theaterhaus – hat Franziska Weiske (Ausstattung) alles Nötige untergebracht. Die Schränke, aus denen das Onkelchen Geschirr oder die Waschschüssel holt, stehen in der ersten Reihe der beiden Zuschauerblöcke. Noch Tisch, Stuhl, eine Uhr und die Hängematte, die zum Schlafen aufgespannt wird – fertig ist das Zimmer, in dem Onkelchen (Elisabeth Fues) so ganz allein lebt. Langsam, gebeugt bewegt er sich, so traurig, wie die Melodie des Akkordeons (Franziska Klimpel). Wenn er sich Tee macht – und eine Flöte den pfeifenden Kessel gibt –, stellt er zwei Becher auf den Tisch, prostet sich selber zu, vertauscht blitzschnell die Tassen. Doch er bleibt allein und auch die Zeit will nicht vergehen, wenn er auf die Uhr schaut, klopft die Musikerin die Sekunden auf dem Akkordeon.
Es ist wunderbares Theater fast ohne Worte, aber mit viel Musik, das Heike Hennig in ihrer zweiten Inszenierung am Theater der Jungen Welt gelingt, ihrer ersten Regiearbeit für Kinder ab 4. Und nach der Melancholie des Anfangs wird es um so turbulenter, wenn endlich der Freund, den das Onkelchen per Annonce gesucht hat, hereinkommt. Es ist ein Hund, den der Breakdancer Holger Köhler sehr ungestüm gibt, so komisch wie präzise. Er tänzelt rein, hebt das Bein, dreht sich und turnt zu den Klängen des Akkordeons. Seine Sprünge, Überschläge, Drehungen stecken das Onkelchen an, bis beide zusammen tanzen wie ein Eislaufpaar. Und in dieser Freude wird dann das Besteck auf dem Tisch schon mal zum Rhythmusinstrument und die Teetassen zum Hütchenspiel.
Immer wieder gelingt es der Inszenierung, mit einfachen Mittel viel Atmosphäre herzustellen: Da wehen von der Seite Herbstblätter herein, es schneit, und unterm Weihnachtsbaum gibt es Hundeknochen und einen Schlips als Geschenke. Und wenn das Onkelchen sich verdrückt, weil plötzlich ein Mädchen auftaucht, mit dem der Hund sich gut versteht, dann wird der Hundeblick so traurig wie die Melodie des Akkordeons, weil er den kleinen Mann doch vermisst. Aber natürlich gibt es nach kurzweiligen 45 Minuten ein Happy End.