Nach zwei Jahren Pandemie wieder das Leben feiern – dazu haben sich in Ulm der Motettenchor der Münsterkantorei Ulm unter der Leitung von Friedemann Johannes Wieland, das Philharmonische Orchester und das Tanztheater am Theater Ulm von Reiner Feistel zusammengetan: Anlässlich des „Schwörwochenendes“ – am jeweils dritten Montag im Juli schwört der Oberbürgermeister der Stadt sich für den „gemeinen“ Mann einzusetzen – wurden nun die „Messa di Gloria“ (1880) und die „Preludio sinfonico“ (1876) – zwei Frühwerke von Giacomo Puccini aus seiner Zeit in Lucca – gesungen und getanzt, nebst „Five Mystical Songs“, komponiert von Ralph Vaughan Williams.
Im etwa 30 Meter hohem Mittelschiff des Ulmer Münsters hat Petra Mollérus mit Blick auf den Choraltar über die ersten Kirchenbänke eine Tanzfläche von ungefähr 12x10 Metern mit einer Möglichkeit zum Abtritt in das rechte Seitenschiff gebaut. Hinter dieser ist das Orchester platziert und dahinter in vier abgestuften Reihen der Motettenchor. Die beiden Sänger Daniel Blumenschein und Joung-Woon Lee sind auch zumeist im „Orchestergraben“ postiert. Imposant, wie es Friedemann Johannes Wieland gelingt, Orchester, Chor und Sänger zu einem überwältigenden Klangvolumen zusammenzubringen, wie Lebensfreude und Glaube nicht nur in der Musik, sondern auch im Raum miteinander verschmelzen. Marcus Denk hat dazu eine Überzeugende Lichtregie geschaffen: Nicht nur die Tanzfläche, sondern auch den Chorraum bezieht er in sein Farbenspiel mit ein. Blau ist dabei die Grundfarbe, die in das Rosa einer Morgendämmerung, bis hin zu Grün, Gelb und Rot führt und dabei sehr sensibel die einzelnen Teile der Musikstücke in ihren Grundstimmungen betont. Und über allem schwebt der Gekreuzigte.