Foto: Ulf Paulsen als der Teufel Marbuel und Rita Kapfhammer als Katja, umringt vom Chor. © Claudia Heysel
Text:Ute Grundmann, am 26. Mai 2019
„Hol’s der Teufel!“ Wie oft man diesen Fluch variieren kann, zeigt die selten gespielte Märchenoper „Katja und der Teufel“ von Antonín Dvořák. Da lässt sich die Titelfigur nur allzu gerne vom Satan holen, weil sonst kein Mann auf sie achtet. Da kommt ihr der Mann im pinkfarbenen Frack mit den Federhörnern gerade recht – auch wenn es in die Hölle geht. Das farbenfrohe Werk hat Jakob Peters-Messer nun am Anhaltischen Theater Dessau inszeniert.
Auf dunklem Hintergrund strahlt ein Erdenstern aus Lichtlinien, ebenso ist die von Markus Meyer entworfene Bühne aufgeteilt. Hier stehen, während der tänzelnd-magischen Ouvertüre, erstarrte Paare, ehe sie zu triumphierenden Klängen zu tanzen beginnen. Nur Katja (Rita Kapfhammer, mit souveränem Sopran mal patzig, mal lieblich) wandert im hübschen Blümchenkleid missmutig umher, denn nicht mal die Serviererinnen beachten sie, und ein Bier bekommt sie schon gar nicht. Auch Schäfer Jirka (Richard Samek, ein ausdrucksvoller Tenor) zieht es zu dieser Kirmes, hat ihn der Verwalter doch schon wieder gemaßregelt – soll ihn doch der Teufel holen! Doch der hat erst mal nur Augen für Katja, elegant-charmante Marbuel (Ulf Paulsen mit samtweichem Bariton). Erst holt er ein Bier für sie, dann schenkt er ihr schwarze Luftballons, raspelt reichlich Süßholz und prophezeit, dass ihr Wunsch, ewig auf schwindlig hohen Plateausohlen mit ihm zu tanzen, sich erfüllen wird.
Damit ist die Basis für eine hübsche Teufelei gelegt, denn Antonín Dvořák und Adolf Wenig, der das Libretto nach einem Märchen von Božena Němcová schrieb, geben noch einen Schuss Gesellschaftskritik hinzu. Der (nie erscheinende) Verwalter und die Fürstin (Iordanka Derilova, kraftvoll lyrisch und dramatisch) knechten und knebeln ihr Volk, wofür dieses sie, na klar, zum Teufel wünscht. Diese Doppelhandlung hat Dvořák in scheinbar federleichte, mal nach Ländler, mal nach Melancholie klingende Töne gekleidet, fein und durchsichtig von der Anhaltischen Philharmonie gespielt, unter der Leitung der stellvertretenden Generalmusikdirektorin Elisa Gogou. Der von Sebastian Kennerknecht einstudierte Chor ist ein wichtiger, wirkungsvoller Akteur.
Leider war das Große Haus zur Premiere nur halb gefüllt: Bei Unbekanntem warten die Dessauer offenbar erst mal ab, doch diesmal haben sie etwas verpasst. Weil das Werk auch als Familienstück angeboten wird (wofür es mit zweieinhalb Stunden fast zu lang ist), gibt es für junge Zuschauer ein eigenes Heft, das die Handlung als Comic vermittelt. Und die führt natürlich im zweiten Akt mit kaum dunkleren Klängen in die Hölle.
Nun baumelt ein Skelett neben dem Erdenstern, sortieren buchhalterische Teufelchen die Aktienzettel Spielsüchtiger und es erscheint gar noch ein zweiter Satan, der kühl-berechnende Luzifer (Don Lee). Doch Teufel Marbuel will die auch „Teufelskäthe“ genannte Angebetete schnell wieder loswerden und wird von Jirka, der ihnen gefolgt ist, wunderbar ausgetrickst. Als Katja aus der Hölle getanzt ist, verrammeln alle Teufel schnell die Tür, begleitet von schrillen Bläsern. Natürlich gibt es ein Happy End, außer für Teufel Marbuel, der auf einem mächtigen Haken nach oben (!) statt in die Unterwelt verschwindet. Ein winziger Fehler in einer sehr charmanten Inszenierung voll stimmiger, atmosphärenreicher Details und sprachlicher Doppelbödigkeiten auch in den Übertiteln der in tschechischer Sprache gesungenen Oper. Der Jubel hätte für ein ausverkauftes Haus gereicht.