Statt banaler Gesten bestimmen Blicke die Vorgänge, Blicke des Begehrens oder der Eifersucht. Als sich eine Frau in einer sehr expressiven Szene in den Duett-Tanz zweier Männer einmischt, beginnt ein Ringen um Besitz und Vorherrschaft. Zu beobachten sind zwei, die verführen wollen, und einer, der verführt wird. Es geht um Sehnsucht und Macht und stets um Berührungen. Erst spät fällt dem Zuschauer die dazu passende und anfangs kaum ausgeleuchtete Kulisse auf: Das gesamte Studioquarre ist umrahmt mit Detailaufnahmen menschlicher Häute. Nicht zu unterscheiden ist wiederum, welche Fotografien auf eine weibliche und welche auf eine männliche verweisen.
Entzieht sich Sutherland durch solcherlei Mittel sowie seiner sensiblen Bewegungsdramaturgie dem gerade wieder entfachten Kampf der Geschlechter, bricht erst eines der Schlussbilder die subtile Gestaltung des Abends auf. Nun sind es drei Männer, die eine Frau durch den Raum wirbeln und schubsen. Mit offener Bluse endet sie am Boden in einer Ecke. Die bereits angedeutete Utopie von der Gesellschaft der Gleichheit wird somit letztlich als Illusion entlarvt – eine drastische Plakativität, welche die sonstige Differenziertheit der Inszenierung empfindlich konterkariert. Am Ende erscheinen Männer nun doch als die Täter und Frauen als die Opfer – eine für beide Seiten traurige und unzureichende Festschreibung!