Allerdings sind die Bedingungen für eine nicht verharmlosende Inszenierung nicht eben günstig. Eröds Partitur ist zwar, wie beschrieben, akustisch enorm attraktiv, leistet aber dramaturgisch so gut wie nichts. Die großen Tableaus werden vor allem musikalisch illustriert, Entwicklungen der Figuren, ihre Beziehungen untereinander oder gar eine rhythmische und dynamische Akzentuierung des Plots kommen in dieser Musik nicht vor. Alles bleibt so statisch, dass ein Dialog zwischen den beiden Titelfiguren vorgeschaltet wird, in denen sie 3/4 der Geschichte bereits erzählen. Nach eigenen Aussagen anlässlich der Wiener Uraufführung 2010, wollte Eröd vor allem auf Komik setzen, was sich leider nur in einer einzigen Szene mitteilt. Da versucht der Vater, mit elegant strömendem Bariton: Stefan Hadzic, sich vor einem Opernbesuch zu drücken, was auf der Opernbühne fast zwingend komisch ist. Aber auch für Kinder?
Dazu kommt, auch wenn es niemand von uns mehr hören oder lesen mag, das pandemiebedingte Abstandsgebot. Die Köchin muss den Einbrecher aus zwei Metern Entfernung mit dem Nudelholz bewusstlos schlagen, der böse Rober sein Fräulein Anfang aus weiter Ferne schlecht behandeln. Besonders letzteres führt dazu, dass beide Figuren extrem blass bleiben, eben, weil ihr Verhältnis zueinander nicht ausformuliert wird oder werden kann.
Und schließlich sind wir nicht im Theater. Wir sind im Stream, im Film. Nicht, dass die Kölner Film-Firma Schnittmenge, die am Ende des Abspanns kurz aufscheint, aber seltsamerweise nicht im Programmheft erwähnt ist, einen schlechten Job gemacht hätte. Aber die Inszenierung, bei der seit Wochen klar war, dass die Premiere in der Stream-Version stattfinden würde, ist rein theatralisch gedacht. Und vieles, was auf der Bühne ganz normal funktioniert, etwa Nicht-Flüssigkeit aus einer Flasche in ein Glas zu schütten, heischt im Film Legitimation.
Aber eine Krise ist eine Krise ist eine Krise. Erfreuen wir uns daran, dass die Bühnen so vielfältig senden. Schauen wir zu, versuchen, wir beieinander zu bleiben und nicht zu kritisch zu sein, was auch schwer fällt. Erfreuen wir uns an der Musik und hoffen und setzen wir uns dafür ein, dass es die Theater bald den Friseuren nachtun dürfen. Denn eigentlich ist doch unter den Haaren wichtiger als darüber.