Emma Rönnebeck schöpft aus Brunners ebenso zärtlicher wie wütender Sprachkunst tiefe Momente. Als Hermaphrodit, der um eine geschlechtliche Heimat ringt, steht sie im futuristischen Kampfanzug in einer orangefarbenen Gebärwanne. Video- und Sounddesignerin Kat Kaufmann projiziert ein Mädchen auf die schwarze Wand, dazu erzählt eine Kinderstimme vom aussichtslosen Kampf. Hilflos krallt sich die Schauspielerin in die fiktive Mauer hinein. Solche Bilder berühren zutiefst. Evamaria Salcher als Indianerin Pocahontas, die sich vom kolonialistischen Kapitän Smith benutzen lässt, überträgt Brunners philosophische Exkurse auf eine menschliche Ebene. Ihre rhetorische Kraft regt zur Reflexion an. Erfrischend ironisch kommentiert Niko Eleftheriadis als Amazone den mythologischen Kontext.
Obwohl Bues’ Regie das komische Potenzial Brunners manchmal zu plump präsentiert, zeugt ihre Regiearbeit von großem Respekt vor der bemerkenswerten Sprachkraft der jungen Autorin, die jetzt als Hausautorin am Theater in Luzern ihr nächstes Stück schreibt. Das strukturelle Labyrinth, das Brunner auftut, löst Bues durch klare Motive auf, die die Schauspieler konsequent entwickeln. Das bringt die literarische Qualität der Dramatikerin schön zum Tragen.