Obgleich die Eskapaden, die von teurem Weinkauf über Straßenmusik mit Grufties bis hin zu einem Fesselspiel im Bondage-Club reichen, einen etwas zu großen Zeitraum einnehmen, bleibt das Publikum nachsichtig. Denn was diesem Abend zu seiner unverwechselbaren Atmosphäre und Heiterkeit verhilft, ist zweifelsohne der Verve der beiden Protagonisten zu verdanken. Immer wieder switchen Maike Elena Schmidt und Daniel Mutlu mit vollem mimischem und gestischem Einsatz in unterschiedlichste Rollen, sprinten in Zeitlupe über die Bühne, kommentieren ironisch die Handlung oder spielen Klischeekonflikte in Liebesfilmen – wie beispielsweise: Greenpeace-Aktivistin verliebt sich in den Arbeiter eines Ölkonzerns – nach. Auch der brillante Text leistet mit seinen pointierten Bildern und Metaphern einen Beitrag zum Gelingen des Abends. Wenn etwa die beiden Hauptfiguren versoffen am Morgen aufwachen, kommt es ihnen vor, als seien sie „an die Küste ihres Bewusstseins“ geschwemmt – treffender lässt sich Katerstimmung wohl kaum beschreiben. Sie ist wohl zu Beginn auch nötig, um dem Verlauf zur entsprechenden Spannungskurve zu verhelfen. Das erwartbare Happy End darf zuletzt natürlich auch nicht fehlen.
Trotz einer überschaubaren Bühne mit überschaubarem Publikum ist Mark Reisig großes Theater gelungen. Es setzt auf Emotionen und geballte darstellerische Energie. Schöner hätte der offizielle Sommeranfang (im Schatten von Corona) nicht beginnen können.