Die heimische Sofalandschaft oder die Großstadtkulisse werden einfach in den Hintergrund projiziert, davor haben Maria-Alice Bahra und Jan A. Schroeder eine Halfpipe-Landschaft aus Sperrholz für die Skatergang am Bahnhof Friedrichstraße gebaut. Da drohen sich die bösen Jungs mit „Ich mach dich Friedhof“ oder „Ich mach dich Müllkippe“. Das alles ist über lange Strecken liebenswert harmlos und nimmt sich selbst nicht allzu ernst. Die Aufzeichnung versprüht einen Retro-Charme, der sich vor Sozialromantik ebensowenig scheut wie vor einer simplen Moral von der Geschichte, die da lautet: Geld macht nicht glücklich, denn „Glück ist etwas, das man nicht kaufen kann“.
Trotzdem kommt dieses etwas altmodische Kindertheaterstück mit Musik und Tanz dem Geist Kästners doch recht nahe. Ludwig reichert den Roman mit aktuellen Themen an: Anton und seine Mutter sind ohne Aufenthaltsgenehmigung in Berlin, mal bricht ein ausländerfeindlicher Mob herein. Wie im echten Theater hört man die Kommentare der Kinder im Publikum. „Ist das ein Traum?“, fragt einer. „Nein, ein Alptraum!“, antwortet sein Sitznachbar. Nach einem turbulenten Finale mit Raubüberfall und natürlich Happy End ist zweierlei klar: Erich Kästners Geschichte hat von Freundschaft bis Action alles, was eine gute Geschichte für Kinder braucht. Und: Nichts muss bleiben, wie es ist! Die Welt ist so, wie wir sie machen. Auch heute.
Online bis 17.4.20.