Ein „Wir”-Gefühl
Rüdiger Pape lässt sie mal selbst erzählen, mal Rollen nachspielen, mal vom Band sprechen. Manchmal sitzen alle drei nebeneinander auf der Bank, dann wieder graben sie Erinnerungsstücke aus dem Papierschnipsel-Schnee (Bühne/Kostüme: Flavia Schwedler). Dabei hat das Team eine gleichermaßen schlichte wie poetische Sprache für die Geschichten gefunden. Die Musik von Raimund Groß, der unter anderem ein Xylophon und ein offenkundig selbst gebautes Streichinstrument bedient, aber auch zur Gitarre und zu elektronischem Sound greift, gleicht einer Art Hörspielkulisse; sie verstärkt das Spiel, ohne es zu dominieren, ist aber auch vielmehr als nur ein „Hintergrund“. Die Schauspieler:innen, sie wirken bisweilen bewegt, aber immer spielerisch distanziert, zeigen jeden Moment mit schier unglaublicher Energie. Vor allem aber werfen sie wirklich etwas in die Waagschale, geben Persönliches preis – und laden damit auf herrlich unaufdringliche Weise die Zuschauer:innen dazu ein, nicht nur in ihre Leben einzutauchen, sondern den Blick auch auf die eigene Biografie zu werfen. Dabei wird der Abend, obschon ein bisschen Nostalgie natürlich nicht ausbleibt, nie kitschig. Es sind die konkreten Geschichten, die Anknüpfungspunkte schaffen. Wir, das Publikum – das sich nach einem sichtlich bewegten, langen Schlussapplaus ein bisschen wie eine Wir-Gemeinschaft anfühlt – sehen hier kein l’art pour l’art, sondern ein Theater der offenen Arme, eines, das zu Diskussionen, Erzählungen und Erinnerungen einlädt. Das ist, zumal nach über zwei Pandemiejahren und angesichts der allgegenwärtigen Publikumsverluste am Theater, mehr als nur eine gute Idee.