Ironische Versprecher sitzen: Wenn Viering die „Kohl-Ära“ als „Cholera“ tituliert und den „Fürsten des Stillstands“ preist, offenbart er die politische Aktualität des Denkers Sloterdijk. Dass der berühmte Karlsruher, den das Theater als Schirmherrn ausgewählt hat, kein Papiertiger ist, zeigt Cofalka-Adami im Interview mit der Puppe des Philosophen. Wunderbar balanciert der Schauspieler auf dem Grat zwischen Intellektualität und Komik. Durch ihr immenses Spektrum der Gefühlslagen besticht Lisa Schlegel. Einfühlsam begleitet vom Keyboarder Johannes Mittl (Musik: Matze Kloppe), macht sie mit ihrer bemerkenswerten Stimme aus Yvonne Catterfelds Popschnulze „Die Zeit ist reif“ ein Bekenntnis zum Wandel. Zynisch und klug plädiert sie für die „Frau am Herd“. Ironische Kommentare wie dieser sind eine Stärke der verblüffenden Collage Wengenroths. Wenn Antonia Mohr Bushido rappt und um Lebensträume ringt, geht das unter die Haut. Die ebenso überzeugende wie unterhaltsame Produktion beweist, dass Show-Mechanismen selbst die stillen Kammern der Philosophen erobert haben.