Foto: "Die Rosenkriege. Drei Dramen von William Shakespeare" in Memmingen. Michaela Fent (Margarete), Chris Urwyler (Suffolk) Julian Ricker (Heinrich) © Karl Forster
Text:Björn Hayer, am 26. Juni 2016
Hypermodern, zeitlos: So soll Walter Weyers‘ unter dem Titel „Die Rosenkriege“ inszenierte York-Tetralogie von William Shakespeare erscheinen. Die Bühne (Sabine Manteuffel) ist ein weißer Kubus, gehalten in sterilem Licht. Manchmal erklingt aus dem Hintergrund Elektrosound. Nichts mehr erinnert hier an Hof und Royalität. Selbst der Thron, auf dem der noch kindliche Heinrich VI (Julian Ricker) mit einer Pappkrone zum König ernannt wird, macht nicht mehr her als ein Wartezimmerstuhl. Soll das komisch sein? Soll das gleichnishaft sein?
Wer die Texte des englischen Bühnenautors kennt, weiß, dass es immer um das Ganze geht: Die Dekadenz der politischen Elite, den Status des Bürgertums und nicht zuletzt um menschliche Abgründe und Tragödien. Wie der unerfahrene anfangs in kurzer Hose gekleidete Regent zweier zu dieser Zeit verfeindeter Reiche – Frankreich und England – zur Marionette höfischer Intrigen und zum Opfer machtpolitischer Karrierestrategien wird, gleicht einem Psychokrimi. Die Strippenzieher innerhalb der drei Dramen: Suffolk (Chris Urwyler), York (Dino Nolting) und sogar die Gattin Heinrichs, Margareta (Michaela Fent). Dass die höfische Kaste – ob Mann oder Frau – uniform in Anzügen auftritt, zeigt die Anonymität der Kabalenspinnerei. Nun ja, die Bilder, derer sich der Intendant mit seiner Abschlussinszenierung am Landestheater Memmingen bedient, sind nicht falsch, aber mutlos in jedem Fall. Nichts wirkt in diesem minimalistischen Arrangement, müde und zähflüssig bieten die Akteure Shakespears Stück dar. Dass Weyers für die Dramen eine leere und zeitgenössische Kulisse wählt, geht reichlich schief, weil es ihm nicht gelingt, wirkliche Bezüge zwischen Text und Gegenwart herzustellen. Selten wurde der englische Autor derart leidenschafts- und ideenlos präsentiert. Leider kein guter Abgang eines Theaterleiters.
Immerhin gab es ein kluges Statement, indem man eine unerfreuliche Aktualität möglicherweise noch kurzfristig aufgenommen hatte. Zum „Brexit“ wurde in der ersten Szene der verstorbene Vater Heinrich VI unter einer Englandflagge auf einem Patientenbett hereingefahren. Wie symbolisch!