Foto: Tareaq Nazmi, Holger Falk und Laura Tatulescu in Miroslav Srnkas „Make No Noise“ im Pavillon 21 der Bayerischen Staatsoper © Wilfried Hösl
Text:Klaus Kalchschmidt, am 8. Juli 2011
Was für ein Tosen und Hämmern doch 13 Musiker erzeugen können: Miroslav Srnkas Kammeroper „Make No Noise“ nach dem Film „Das geheime Leben der Worte“ von Isabel Coixet beginnt lärmend und erzählt von der schwer traumatisierten Hanna, die alle Erinnerung in sich betäuben will. Auf einer Bohrinsel pflegt sie den bei einem Brand schwer verletzten, vorübergehend blinden Joseph. Allmählich kommen sich die beiden näher: Er erfährt von der Misshandlung der Frau; sie von der Schuld des Mannes, der seinen besten Freund mit dessen Frau betrog, weshalb dieser sich in die Flammen stürzte.
Der 36-jährige Tscheche Srnka und sein Regisseur Matthew Lutton reagieren seismographisch auf die konzentrierten Dialoge Tom Holloways. Dem anfänglichen Stammeln der Protagonisten entspricht eine nervöse, geräuschhafte, anfangs sehr aggressive, später auch enorm zärtliche, immer vielfach aufgefächerte Kammermusik für Bläser und Streicher – ohne Oboe, Fagott und Bratsche, aber mit Klavier, Akkordeon, Harfe und zwei Perkussionisten. Immer stärker befreien sich die beiden im Singen und anders als im Film, der nur andeutet, dass Joseph und Hanna ein Paar werden könnten, singen sie am Ende a capella einen zarten Liebes-Dialog. Hanna (großartig als Frau, die zu ihren Gefühlen keinen Zugang mehr hat: Laura Tatulescu) und Joseph (anders als im Film ein sensibler, mit ambivalenter Musik ausgestatteter Mann, der oft mit verhaltener Kopfstimme singen darf: Holger Falk) lächeln hier das erste Mal. Das Ensemble Modern spielt mit höchster Konzentration und Farbigkeit unter Christopher Ward in zwei Boxen links und rechts der abstrakten Bühne, die nur von einem Waschbecken und zahlreichen Stühlen dominiert wird.