Auch wenn dieses Setting dazu animiert: Die gesanglichen Fähigkeiten der Darsteller legen es nicht unbedingt nahe, Lieder vorzutragen. Da aber solche geschrieben wurden, um all der gestrichenen Textpassagen zum Trotz auf gut anderthalb Aufführungsstunden zu kommen, werden die Lieder dann auch runtergeschrammelt. Wozu der „Lagerhaus“-Saal vor allem naturbelassen wurde, so wirkt er bühnenbildnerisch wie ein Proberaum für Amateur-Rockmusiker (Ausstattung: Melanie Kuhl). Auch sonst macht es sich Regisseur Frank Auerbach nicht leicht. Natürlich zeigt er das komödiantisches Fechten mit Worten, wie zwei obercool sich gebende Profikiller im Angesicht ihres hilflos schlafenden Opfers plötzlich von Skrupeln, Grübeleien, Selbstzweifeln, Empathie belästigt werden, die Knicks in ihrer Mörderkarriere zu rekapitulieren beginnen, Alltagsorgen ausbreiten, vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen, sprachwitzig räsonieren, bis höherer Blödsinn draus wird. Aber nur in rasantem Tempo das bizarre Dialog-Pingpong zu rhythmisieren, das wäre doch ein zu simpler Theatererfolg.
Bei Shakespeare sind die beiden Komiker ja Pausenfüller, bieten grausig-komische Entspannung im gewaltigen Handlungsgeflecht. Jetzt sind sie alleinige Hauptdarsteller – und trotzdem noch gefangen im Rollenkorsett eines Buddy-Duos, also: Gegensatz-Paares. Der eine ist tumb, phlegmatisch, groß und noch behaart, der andere intellektuell durchaus wach, höchst temperamentvoll, klein und fast kahlköpfig. Natürlich funkt Komik aus dieser Konstellation. Was die beiden Helden einigt, ist ihr Unvermögen mit der als absurd empfundenen Lebenssituation umzugehen. Wirklich verzweifelte Macker. Zu allem bereit, zu nichts in der Lage. Weil lähmend gedemütigt. Von der Klassengesellschaft. Und dem weiblichen Geschlecht! Ihr mörderischer Job wird als Rache dafür inszeniert, all die tollen Frauen immer den Besserverdienenden überlassen zu müssen. „Die ganze Weiberwelt liegt ihn’n zu Füßen, scharfe Bräute, Luxuskörper, duftend, mit einem Tupfer Badeschaum hinter dem Ohr und Beinen bis zum Hals, und die, die Adelsmacker, lassen sie links liegen, schielen nach dem Thron und sind nur geil auf Macht. Wie geht das an, dass sexuell die Welt so falsch gepolt ist?“ Darum geht’s. Erkenntnis erwächst aus enttäuschtem Sexismus. Weswegen Pulp und Fiktion auch nicht smart perverse Idioten ohne soziale Schlaghemmung sind, sondern Möchtegern-Pop-Romantiker mit irrwitzigem Humor und üppig wuchernden Macho-Instinkten. Männer! Echte Loser. Clochards unseres aufgeklärten Daseins.